an deren Stufen das bedrängte Herz Trost und Linderung seiner Lei—
den findet, wenn es sich zum Urquell aller Dinge erhebt.
445. Die heilige Georgenfahne zu Tharand.
(Die Ruinen von Tarant. Ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit 2c.
Dresden, Joh. Sam. Gerlach, 1795, S. 20.)
Im Jahre 1190 erlitt die Burg Tharand das Unglück, daß sie
in Feuer aufging, wobei sich noch obendrein ein großes Wunder ereig-
nete. Es flog die daselbst seit einiger Zeit aufbewahrte heilige Ge-
orgenfahne, die im Kriege wider die Ungläubigen viele Wunder gethan
hatte, während des Brandes vor aller Augen zum Fenster unversehrt
hinaus, und niemand wußte anzugeben, wohin sie gekommen war.
Von dieser heiligen Georgenfahne wird erzählt, daß sich dieselbe Ludwig der
Fromme, Landgraf zu Thüringen, im Kriege gegen die Sarazenen vortragen ließ.
Als er bei Akkon blieb, ward die Fahne erst auf die Wartburg und später nach Tha-
rand geschafft. (Merkels und Engelhardts Erdbeschr. v. Kursachsen, 2. B., S. 103.)
446. Das Wunschfläschchen.
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 205.)
Bevor die Eisenbahnen aufkamen, vermittelten die Reischdorfer
Fuhrleute den Handel zwischen Böhmen und den übrigen Ländern. So
fuhr auch einmal ein Reischdorfer nach Nürnberg. Eines Tages, da
ein großer Sturm und Regen herrschte, geschah es, daß unser Fuhr-
mann mit seinem Wagen in einen Abgrund fiel, wo Wagen und Pferde
zerschmetterten. Er fluchte und jammerte, allein alles vergebens.
Plötzlich fühlte er, daß ihm jemand auf die Achseln klopfte. Er schaute
sich um und sah einen sonderbar gekleideten Mann vor sich, der ihn
fragte, weshalb er so jammere. Der Fuhrmann zeigte auf seinen
Wagen und erzählte sein Unglück. Da zog der Fremde ein Fläschchen
aus der Tasche, in welchem sich ein Ding hin und her bewegte, und
sagte zum Fuhrmann, er solle ihm dafür zwei Thaler geben; wenn er
das Fläschchen rüttle und sich dabei etwas wünsche, so werde sein
Wunsch augenblicklich in Erfüllung gehen; nur müsse er das Fläschchen
billiger verkaufen, als er es eingehandelt habe. Der Fuhrmann zahlte
voll Freuden das Geld, rüttelte das Fläschchen und wünschte sich das
schönste Haus in Nürnberg. Dort lebte er in Hülle und Fülle. Eines
Tages aber, als er wiederum im Wirtshaus saß und mit Geld um
sich warf, sah er einen schwarz gekleideten Herrn, der ihn ganz seltsam
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