Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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geforscht und man hatte auf einen Bewohner der Birkenhäuser bei 
Schöneck, welcher einen Schatz hatte heben wollen, Verdacht. Am näch- 
sten Sonntage erblickte der Pfarrer den bezeichneten Mann in der 
Kirche; er leitete seine Predigt auf den Vorfall und rief, indem er 
auf den Verdächtigen hinzeigte, laut aus: „Du Schalksknecht, Du 
UÜbelthäter, verschaffe die Glieder meines Kindes wieder!“ Darauf soll 
der Mann wie tot umgefallen sein. 
  
453. Eine Wundersage von dem Stücke des Kreuzes Christi in 
der Marienkirche zu Zwickau. 
(Tob. Schmidt, Chron. ercSo 63.) 0ot. 
Früher ward in der gewölbten Sakristei in der Marienkirche zu 
Zwickau ein in arabisch Gold gefaßtes Stücklein vom Kreuze Christi 
verwahrt, welches der Hauptmann Martin Römer im Jahre 1479 der 
Kapelle geschenkt hatte. Nun war aber in die Einfassung mit Cyril- 
lischen Buchstaben und in serbischer Sprache eine Inschrift gegraben, 
welche also lautete: „Dieses ehrwürdige Crucifigx ist auf der Königin 
. . (der Name war nicht mehr zu lesen) Befehl gemacht und in die 
Kirche der h. Dreifaltigkeit bei der Grube (zu Konstantinopel) gesetzt 
worden; es sind in demselben fünf ganze Stücklein vom h. Kreuz und 
vier Edelsteine, die hölzernen Stücklein sind für 2000 Gulden gekauft, 
das Gold aber und die Edelsteine kosten 1000. Wer ein Stücklein 
von diesem Holze des Kreuzes mit Gewalt aus der Kirche der h. Drei- 
faltigkeit nehmen wird, der sei verflucht und das h. Kreuz bringe ihn 
um, wer es etwa an einem andern Orte antrifft, der schaffe es wieder 
in die Kirche zur h. Dreifaltigkeit, wer es nicht thut, den bringe Gott 
und das h. Kreuz um.“ Trotz dieses Fluches hat aber, als die Türken 
Konstantinopel eingenommen, ein Grieche dieses Heiligtum, damit es 
nicht in unheilige Hände komme, errettet und hernach M. Römern in 
Zwickau verkauft, der auch von dem darauf geschriebenen Fluch nichts 
zu befürchten gehabt, weil er es nicht mutwillig entwendet, sondern nur 
vor denen, die es ohnedem zerschlagen und beschimpft hätten, bewahrt 
hat. Nun hat aber der Herzog von Friedland, insgemein der Wallen- 
stein genannt, am 1. September 1632 dieses Kleinod durch seine Vet- 
tern Graf Maximilian von Wallenstein und Graf Paul von Lichten- 
stein abbolen und hernach auf der Post durch genannten Grafen von 
Wallenstein dem Kaiser anbieten lassen, als verehre die Stadt Zwickau 
und die geistliche Behörde solches demselben freiwillig; allein es war 
1 wenig Willigkeit, sondern nur Gewalt zu finden, und es hieß 
  
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