Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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Mutter hin. Aber wunderbare Träume zogen jetzt wie ein Frühlings- 
hauch durch ihre Seele; die ärmliche Stube erglühte in rosenrotem 
Scheine und leise trat eine holde Frau ein, mit einer goldenen Krone 
auf dem Haupte. Es war die Himmelskönigin Maria. Dieselbe setzte 
sich an das Klöppelkissen und die Klöppeln flogen so zauberhaft, wie 
es dem Mädchen nie gelungen war, so daß vor Anbruch des Tages 
das reichste Spitzenkleid vollendet da lag. Als das also träumende 
Mädchen aus dem Schlafe erwachte, stand bereits die Sonne hoch am 
Himmel. In Wirklichkeit aber, wie der Traum es gezeigt hatte, war 
das Spitzenkleid fertig und die Klöpplerin trug es frohen Mutes hin- 
auf zum Schlosse. Da freute sich die stolze Herrin und belohnte die 
Arbeit so reichlich wie nie zuvor. In dem Kleide jedoch war Gottes 
Segen eingewoben, welcher in der Folge nicht nur der strengen Edel- 
frau, sondern auch der armen Klöpplerin zu teil wurde. 
457. Der heilige Petrus in Eisenberg. 
(Nach Vernaleken bei Henne-Am-Rhyn, Die deutsche Volkssage, 1879, 
S. 424.) 
Bei einem alten Manne, einem Schmied in Eisenberg bei Ko- 
motau, kehrte einst der heilige Petrus ein, blieb über Nacht und gab 
ihm am Morgen drei Wünsche frei. Der Schmied wünschte sich: 1. 
einen Stuhl, von dem keiner ohne seinen Willen aufstehen könne, 2. 
einen Kirschbaum, von dem kein Hinaufgestiegener ohne seinen Willen 
wieder herab könne, und 3. daß er bei jedem Spiele gewinne. Das 
Letztere machte den Schmied zum reichen Manne. Endlich wollte nie- 
mand mehr mit ihm spielen, da kam der Tod und wollte ihn holen. 
Der Schmied schlug auch ihm ein Spiel vor und gewann noch zehn 
Jahre Leben. Als der Tod wieder erschien, bot er ihm den Stuhl 
und der Tod saß und durfte nur um zehn neue Jahre frei fort. Als 
auch die um waren, ließ er ihn auf den Baum steigen, dessen Kirschen 
ihm in die Augen stachen, und ließ ihn erst wieder herab, als er ver- 
hieß, nie wieder zu kommen. 
  
458. Die Fußspur des heiligen Wolfgang bei Graupen. 
(Jos. Schwarzer in der Erzgebirgszeitung, 5. Jahrg., S. 162.) 
Noch vor wenigen Jahrzehnten zeigte man in einem Felsen ober- 
halb des Bergstädtchens Graupen eine Fußspur, welche von dem hei- 
ligen Wolfgang herrühren sollte. Dieser Heilige und spätere Bischof 
von Regensburg soll vor Antritt seiner Mission nach Pannonien *5 
  
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