Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
1 zur Hand sein, um das Crucifix aus seinem Verstecke heraus- 
zunehmen. Kaum war aber der Pfarrer wieder weggegangen, da ver- 
suchte der Böse das dem Geize an sich schon zugewendete Herz des 
Sakristans, er beschloß auf der Stelle den Versuch zu machen, das 
Crucifix zu entdecken, den Raub auf die Seite zu schaffen und dann 
den Fleck möglichst gut wieder auszubessern, damit man von dem ge- 
schehenen Diebstahl nichts gewahren möge. Nach kurzem Suchen fand 
er auch das Lichtlein, und als er an der Stelle, die hohl klang, ein- 
schlug, blinkte ihm auch das Silber entgegen; allein er hatte bei dem 
Schlage das eherne Bildnis des Heilandes mit zerschlagen. Da fuhr 
auf einmal ein Donnerschlag vom Himmel herab und die Kirchenglocken 
fingen von selbst an Sturm zu läuten. Der Pfarrer fuhr aus dem 
Schlummer empor, er eilte herab und fand schon eine Menge Volk 
um die Kirche versammelt, weil man glaubte, dieselbe stehe in Flammen. 
Als die Thüren geöffnet wurden, fand man dieselbe zwar ganz hell, 
aber nirgends sah man Feuer, wohl aber lag der Tempelräuber zer- 
schmettert neben dem herabgestürzten Crucifix am Boden, doch war sein 
Kopf vom Rumpf wie abgehauen, und als man nach demselben suchte, 
fand man ihn an derselben Stelle in der Mauer, wo das Crucifix 
eingemauert gewesen war. Der tiefbetrübte Pfarrer ließ nun das zer- 
schlagene Bild des Heilands aus seinen Trümmern zusammensuchen, 
den Körper des Verbrechers aus der Kirche fortschaffen und befahl, den 
Kopf desselben nach Morgen zu in der Mauer zum ewigen Gedächtnis 
einzumauern. Als aber der Tag anbrach, da sah man das bleiche Ge- 
sicht des Sakristans von selbst zum Stein geworden aus der Mauer 
heraussehen, und dort steht es noch, denn es läßt sich weder übertün- 
chen noch vermauern, ja man erzählt, daß es oft Thränen vergieße 
und allemal, wenn dem Städtchen Gefahren drohen, in gelbem Lichte 
leuchte. 
461. Die Totenhand in Buchholz. 
(Nach Ziehnert, Sachsens Volkssagen, 4. Auflage, Nr. 53 bei Gräße, 
Sagenschatz rc., Nr. 521.) 
Als im Jahre 1730 der Totengräber auf dem Kirchhofe zu Buch- 
holz ein Grab machen wollte, fand er im Sande noch eine ganz un- 
verweste Totenhand, der aber der Gold= und kleine Finger wie abge- 
hackt waren. Er zeigte dieselbe dem Pastor Melzer daselbst und dieser 
schlug nun im Kirchenbuche nach, wem dieselbe gehört haben möge, da 
er sich erinnerte, daß schon am 14. Juni des Jahres 1704 ihm von 
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