487. Das Geschlecht von Lüttichau. «
(Gräße, Geschlechts-, Namen- und Wappensagen, S. 98. Nach
Hesekiel, Wappensagen, S. 175.)
Das Wappen der Herren von Lüttichau sind zwei Sicheln und
drei schwarze Federn. Die Sage erzählt hierüber folgendes: Es soll
einst ein deutscher Kaiser in den Niederlanden gegen die Franzosen im
Felde gestanden haben und in der Nähe von Lüttich mit dem feind-
lichen Heere zusammengestoßen sein. Anfangs war dieses im Vor-
teil, allein ein adliger Junker aus Meißen, der bei der böhmischen
Reiterei des Kaisers diente und sich durch drei schwarze Federn auf
seinem Helme auszeichnete, deshalb auch den Namen „der schwarze
Hahn“ erhalten hatte, hat sich mit seinen Leuten so wütend in die
Reihen der Gegner gestürzt, daß er sie sprengte und die Keaiserlichen
die Schlacht gewannen. Da hat ihm der Kaiser aus Dankbarkeit den
Namen Lüttichau, weil er in Lüttichs Auen den Sieg gewonnen hatte,
und als Wappen zwei Sicheln, weil er die Feinde wie Korn abge-
mäht, verliehen.
Die Herren von Lüttichau werden als mehr denn 200jährige
Besitzer der bei Dippoldiswalde gelegenen Rittergüter Ober= und
Nieder-Ulbersdorf, sowie im Besitze von Stadt und Dorf Bärenstein,
Hammerbärenklau, Groß= und Kleinbörnchen und Walthersdorf an-
geführt.
488. Das' Wappenschild der Schönburge.
(Dietrich und Textor, Die romant. Sagen des Erzgebirgs, I. S. 35 2c.)
In seiner Herrlichkeit saß Karl der Große eines Tages auf
dem Herrscherthrone zu Pavia, und alle seine Edlen standen um ihn
im weiten Kreise. „Zeigt mir Eure Wappenschilder,“ sprach der
hohe Siegesfürst, „daß ich ihre Kleinode durch neue, auf die späte
Nachwelt forterbende Zeugnisse Eurer Thaten verherrlichen kann!“
Da nahten sich ihm die Großen seiner Reiche und er bestätigte die
Kleinode in ihren Wappenschildern oder fügte denselben neue bei.
Jetzt fiel sein Blick auf einen der jüngsten seiner Edlen. Einfach,
ohne Kleinod war das Silberschild des blonden jugendlichen Helden.
„Schönburg!“ sprach zu ihm der große König, „auch Deine Thaten
sah ich in dem letzten Kampfe, auch Deiner Tapferkeit verdanke ich
den Sieg; willst Du kein Kleinod in das Wappenschild?'" Da
erwiderte der junge ritterliche Held: „Erhabener Herr und König!
Was ich that, war Pflicht, und ich focht bis jetzt für Dich, ohne
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