für Dich zu bluten. Lasse mir mein Wappenschild, rein sei es
in seiner Silberfarbe, der Unschuld und der Herzensreinheit wahres
Sinnbild für und für!“ „Bescheidener Jüngling!“ sagte darauf der
Kaiser, „Du sollst es so behalten, bis mit Deinem Blute sich's färbt
zu meiner Ehre. Sei immer, was Du warst, ein Ritter ohne Furcht
und Tadel, einfach und gut, tapfer und bescheiden, und das treue
Vorbild Deines künftigen Stammes! Die Tage des Ruhmes werden
kommen!“ Und sie kamen. Noch einmal trat Wittekind, der Herzog
der Sachsen, als Feind gegen Kaiser Karl auf. Eine furchtbare
Schlacht entbrannte; Karl wurde umgangen, die Felsen im Rücken
seines Heeres waren vom Feinde besetzt, Steine hagelten nieder und
entwurzelte Baumstämme rollten auf die Streitenden herab. Da zer-
schmetterte ein Felsenstück Kaiser Karls Schild und seine Brust war
nun den Waffen der Feinde freigegeben. In dieser Not erhob sich
aus dem Leichenhaufen um ihn der Verwundeten einer. Blässe deckte
das schöne Angesicht und Blut floß aus der treuen Brust. Er reichte
dem Kaiser seinen Schild und sank ermattet wieder nieder. Die
Feinde staunten und meinten ein Wunder zu sehen, denn sie hatten
den gefallenen Helden an des Kaisers Seite erblickt und zum Tode
getroffen fallen sehen. Die Christen wurden mit neuem Mute er-
füllt und erfochten unter Karl einen glänzenden Sieg. Jetzt blickte
der Kaiser aufmerksam auf den Schild, welcher ihn errettete und er
rief: „Das ist Schönburgs Schild! Wo ist er, der ihn trug?"“" Man
suchte einen Toten und fand einen Schwerverwundeten. Derselbe
schlug die Augen auf, als Karl vor ihm stand und sprach: „Mein
Herr und König!“ Der Kaiser aber sprach, nachdem er ihm die blasse
Lippe geküßt: „Du hast vollbracht, was Du gelobt! Dein König bin
ich und Dein Freund!“ Dann berührte er mit dem Ring-, Mittel-
und Zeigefinger seiner Rechten die blutende Wunde und strich mit der
Wunde reinem Blute zweimal über das silberfarbene, herzförmige
Wappenschild, so daß zwei rote Streifen des edlen reinen, für Christen-
tum, König und Vaterland vergossenen Blutes es verherrlichten.
„Schönburgl dies sei fortan Dein Zeichen, Dein Blut das Wappen-
kleinod Deines Hauses!“
489. Woher das Wappen der Herren von Schönberg entstanden ist.
(Grünewald, Meißner Chronik I., Anhang S. 87. Gräße, Sagen-
schatz d. K. Sachsen, No. 58.
In einem alten handschriftlichen Wappenbuche findet sich folgende
Erklärung über den Ursprung des alten meißnischen und seit Jahr-
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