manischen Mythus täglich füttert. So reicht die Sage vom wilden
Jäger und der wilden Jagd bis in das germanische Heidentum zurück.
Sie verknüpft sich jedoch nicht nur mit dem Sturmgott Wuotan, son—
dern auch mit anderen Göttern, selbst Göttinnen und Helden. In
Schwaben wurde noch im 16. Jahrhundert an die Spitze der wilden
Jagd ein Gespenst mit Namen Berchtold, die männliche Gestaltung
der Berahta gesetzt, und so mochten auch heidnische Göttinnen, beson—
ders die genannte Berahta und Holda, welche einst feierlich durch das
Land zogen, später nach dem Volksglauben auch das wilde Heer zu
bestimmten Zeiten anführen. Wenn Frau Holda an der Spitze ihres
Geisterheeres dahinzog, versah Eckhart mit dem weißen Stabe das
Amt eines Herolds. Neben Eckhart war nach dem Volksglauben auch
Dietrich von Bern ein zweiter Held des gespenstischen Zuges, (Grimm,
a. a. O. S., 522—524), wenigstens heißt im Bereiche des Erzgebirges
(bei Schönlinde) der wilde Jäger noch „Banditterch,“ ebenso wie er
in einer oberlausitzischen Sage (Haupt, Sagenbuch der Lausitz, No. 138)
„Pan“, d. h. Herr „Dietrich“ heißt, der einst ein Raubritter war,
welcher wegen seiner Frevel zum wilden Jäger wurde. Der Uber-
tragung der Sagen von Wuotan als wilden Jäger auf die historische
Person Dietrichs von Bern wird auch von W. Mannhardt (die Götter
der deutschen und nordischen Völker, S. 119) gedacht. Der Gotenkönig
Theodorich, welcher in der Sage als Dietrich von Bern fortlebt, soll, —
so ging schon im 12. Jahrhundert die Rede, — lebend auf einem Rosse
ins Totenreich geritten sein. In Westfalen und Niedersachsen wird
dagegen der wilde Jäger auf die historische Person eines braunschwei-
gischen Oberjägermeisters namens Hackelbärend oder Hackelberg be-
zogen, der zur Strafe für sein eifriges Jagen als wilder Jäger spuken
soll. Hackelbärend, d. h. Mantelträger, ist jedoch, wie Jacob Grimm
vermutet, ein Beiname des Wuotan, denn des Gottes Schultern um-
hüllte ein weiter schwarzer Mantel, wenn er auf seinem Rosse dahin-
brauste. (Grimm a. a. O., S. 517. Mannhardt, die Götter der deut-
schen und nordischen Völker, S. 108.)
Nach einer erzgebirgischen Sage (aus Karlsfeld) besteht das Ge-
folge des wilden Jägers aus den Seelen von Jägern, welche im Leben
UÜbles gethan haben; ähnlich spricht auch der Volksmund in Böhmen
(Grohmann, Sagenbuch aus Böhmen und Mähren I., S. 74), daß
dem wilden Jäger die Seelen der Verdammten in Gestalt von glühen-
den Hühnern folgen, und eine norwegische Sage erzählt, daß diejenigen
Seelen, welche nicht so viel Gutes thun, daß sie den Himmel, und
nicht so viel Böses, daß sie die Hölle verdienen, wie Trunkenbolde
und Spötter zur Strafe bis ans Ende der Welt umreiten s
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