Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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(Grimm, a. a. O., S. 525.) Neben denen, die ihre Christenpflicht 
vergessen haben, sollen auch die ungetauft gestorbenen Kinder und die 
eines gewaltsamen Todes Umgekommenen zum Gefolge des wilden 
Jägers gehören, da diese nach einem engherzigen christlichen Dogma 
vom Himmel verschmäht, dem heidnischen Gotte zufallen. (Henne- 
Am hyn, a. a. O., S. 530.) Wie bei uns im Erzgebirge hörte 
man auch in der Lausitz beim Durchziehen der wilden Jagd das An- 
schlagen wie von „Dachshunden“ (Haupt a. a. O., N. 39.), und die- 
jenigen, welche den wilden Jäger anriefen, erhielten bei uns wie in 
der Lausitz und im Harz ein Stück übelriechendes Aas. (Haupt a. a. 
O., No. 144. Veckenstedt, Wendische Sagen, S. 43, 44, 50. Gill- 
wald, der Harz in Geschichte und Sage, S. 21.) So hören wir die- 
selben Sagenklänge in den verschiedensten Gegenden unseres Vater- 
landes; überall ist das Schattenbild des germanischen Gottes in seinen 
wesentlichen Eigenschaften gleich; denn er zieht wiederholt dieselbe 
Straße, führt die Wanderer in der Nachtzeit irre und ist erzürnt, 
wenn man sein Huh, Huhl! oder das Gekläff seiner Hunde nachahmt. 
Daher gilt auch heute das Gebot, sich bei seinem Nahen nieder auf 
die Erde zu werfen und ihn nicht anzurufen, wie dies auch eine durch 
den Kult gebotene Forderung an unsere heidnischen Vorfahren war, wenn 
Gott Wuotan im Sturme durch die Wipfel der Bäume brauste. 
Wie die Sagen vom wilden Jäger, dem ähnlich in unserm Ge- 
birge der Katzen= und Bachreiter, sowie der unheimliche Hans Michel 
erscheinen, sind auch diejenigen vom Reiter ohne Kopf, der bei uns 
ein Schrecken der Holzdiebe ist, auf Wuotan zurückzuführen. Ein 
Reiter ohne Kopf zieht durch die Waldungen des Saallandes, und 
wenn er junge Leute, welche um Mitternacht auf einem Kreuzwege 
horchten, vertrieb und verfolgte und diese dann glücklich vor ihm 
die Hausthüre verschlossen hatten, so geschah ein schwerer Schlag an 
die Thüre und am anderen Morgen war der tiefe Eindruck eines 
Hufeisens zu sehen. (L. Zapf, a. a. O., S. 4.) Das Hufeisen weist 
uns auf Odhins oder Wuotans Roß hin. — Fremdartig ists in einer 
unserer Sagen, daß der Reiter ohne Kopf auf schwarzem Nosse sitzt, 
da sowohl dem wilden Jäger als auch Wuotan übereinstimmend sonst 
nur ein weißer oder grauer Schimmel zugewiesen wird; doch trägt 
der Reiter einen schwarzen Mantel und um ihn flattert eine Krähe 
und verkündet den Tod. Einen schwarzen Mantel trägt auch der wilde 
Jäger, welcher am Roßberge in der Schweiz wohnt (Henne-Am 
Rhyn, a. a. O., S. 521), und zu Wuotan als wildem Jäger gesellen 
sich die Totendvögel Eule und Rabe (Mannhardt a. a. O., S. 108); 
ui aber wird in dem Volksglauben vielfach auch durch die Krähe 1 
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