Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
geschah dies in einem der Jahre 1153 bis 1173. Im Jahre dieser 
Gründung aber war es, so berichtet der böhmische Geschichtsschreiber 
Hajek, da ging ein Mann, mit Namen Wnadeck, aus dem Dorfe 
Cloditze, auf dem Gebirge, welches fast eine Meile Weges von Teplitz 
gegen Mitternacht gelegen, und fand einen langen und lichten, aus der 
Erde herausgewachsenen Stab. Er vermeinte, derselbe wäre Silber, 
brach ihn ab und brachte ihn der Herzogin Gertrud (Königin Judith) 
gen Teplitz. Diese aber übergab den Stab bergverständigen Männern 
zum Probieren, welche im Feuer befanden, daß es Zinn war. Hier— 
auf befahl die Herzogin, dem Wnadeck 3 Mark Silber zu geben, 
doch sollte derselbe den Ort zeigen, wo er den Stab gefunden habe. 
Als dieses geschehen, grub man nach, und wurde eine gar große 
Menge Zwitter gefunden, darum die Herzogin und alles böhmische 
Volk unserm Herrgott mit Herz und Mund großen Dank sagten. 
Auch erzählt die Sage: Als Libusa das Czechenvolk beherrschte, 
eine weise Seherin, die das Glück und Unglück ihres Landes in der 
Nähe und in der Zukunft schaute, da geschah es auch (d. h. im Jahre 
733), daß die Herzogin, von der Höhe des Wyschehrad aus, weissagend 
sich nach Nordwesten gewendet und dem Volke in blühenden Worten 
von dem übermäßigen Zinnreichtum des einstigen Graupens gepre— 
digt habe. 
501. Anfang des Bergwerks am Schreckenberge bei Annaberg. 
(Richter, Chronica der freyen Bergstadt Annaberg. 1746. 
S. 17.) 
In dem Dorfe Frohnau wohnte ein Bergmann, welchen die alte 
geschriebene Stadt-Chronica von Annaberg Caspar Nietzel oder Nitzelt 
nennt. Dieser schürfte an dem Schreckenberge und entdeckte daselbst 
den 27. Oct. 1492 in der Dammerde einen lettigen Gang, welcher 
im Centner 2 Loth Silber hielt. Dieser Bergmann nahm den Letten, 
trug denselben am Abende Simonis Judä nach Geyer zu einem 
Schmelzer, welcher Martin Pflugk oder Pfennig geheißen, und ließ 
es probieren. Als aber der Schmelzer diesem Nietzel es nicht glauben 
wollte, daß er zu Tage aus einen solchen herrlichen Gang gefunden, 
so gab er ihm etliche verständige Bergleute mit, welche die Sache 
sollten in Augenschein nehmen, und diese, als sie den Gang wirklich 
so gefunden, hatten auch dem Nietzel hernach geraten, daß er solchen 
Gang von Herrn Johann Fischern, Bergmeistern zu Freiberg, auf- 
nehmen sollte. Das allerälteste geschriebene Chronikon aber, welches 
noch vorhanden ist, sagt, daß Hans Heintze und Martin Pflugk, der 
□– 
  
425
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.