510. Die Stiftung des Klosters Altzelle.
(Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, Nr. 357. Merkel und Engelhardt,
Erdbeschr. von Kursachsen, 2. B., S. 111.)
Einst ist der heilige Benno über Land gereist, und da er an einem
öden Orte viele Tauben sitzen sah, prophezeite er, es werde in Kurzem
ein neuer Orden dorthin kommen, durch dessen Gebete viele könnten
selig werden. Darnach hat Otto, ein Markgraf zu Meißen, dem Cister-
zienserorden hier ein Kloster, Zelle genannt, bauen lassen, herrlich be-
gabt und ihnen eingegeben. Ein wunderthätiges Kreuzbild in der Mitte
der Klosterkirche, sowie eine Menge Reliquien machten das Kloster bald
zu dem berühmtesten und reichsten im Markgraftume Meißen, und ein
alter sächsischer Geschichtsschreiber erzählt von den Reliquien, es wären
ihrer so viel gewesen, daß er zweifele, ob St. Petrus an der Himmels-
pforte sie alle namentlich in seinem langen Thorzettel beisammen haben
möge.
511. Ursprung von rr
(I. Rüger, Beiträge zur älteren Geschichte der StadtCDippoldiswalde,
1863, S. 4. Lessing, Bemerkungen zu der Frage: Ist der Ursprung
und erste Anbau von Dippoldisw. mit histor. Gewißheit nachzuweisen?
1863, S. 6, 7. II. Nach einer handschriftl. Nachricht, welche sich einem
der Stadtgemeinde Dippoldiswalde gehörigen Manuskripte: „Der
Churfürstl. Sächs. Stadt Dippoldiswalde Statuta und Stadt-Recht 2c.
Anno 1678“ beigelegt findet.)
I. Um das Jahr 930 soll in der Dippoldiswalder Heide ein Ein-
siedler mit Namen Dippold aus dem Geschlechte derer von Clumme
oder Lohmen gelebt haben, um Gott in dieser Abgeschiedenheit mit Be-
ten und Fasten zu dienen und die heidnischen Bewohner zum Christen-
tume zu bekehren. Zu dieser Zeit soll auch die ganze Gegend noch
böhmisch gewesen sein. Nun hatte aber der Herzog Wratislaw von
Böhmen zwei Söhne, Wenzel und Boleslaw, von denen der erstere
durch seine bereits christliche Großmutter Ludomilla ebenfalls zum
Christentume erzogen wurde. Darüber entstand zwischen beiden Brü-
dern Feindschaft, welche so weit ging, daß eines Tages Boleslaw seinen
Bruder bei der Taufe eines seiner Kinder meuchlings umbringen ließ.
Aber der Brudermörder fand nun keine Ruhe mehr, und um seine Ge-
wissensbisse zu betäuben, suchte er Zerstreuung in der Jagd. Dabei
kam er auch in die mit dichtem Walde bedeckte Gegend von Dippoldis-
walde, wo er Kunde von dem Einsiedler Dippold erhielt. Er suchte
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