Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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führte. Viele Menschen aus der Umgegend besuchten bald darauf den 
stillen, frommen und zugleich erfahrenen Mann und fragten ihn in 
besonders schwierigen Lebensfällen um Rat. Vorzugsweise galt er 
für einen guten Arzt und seine Arten von Thee sollen große Heilkuren 
bewirkt haben. Das klare Wasser seiner Quelle kam bald in den 
Ruf, daß es wunderbare Heilkräfte besitze und wider viele Gebrechen 
und Übel gute Dienste leiste. Später baute man, angeblich ums Jahr 
1430, eine kleine Kapelle in der Nähe der Quelle, und der Abt zu 
Zelle widmete sie dem Erzengel Michael. An der Kapelle zu St. 
Michael dienten anfangs zwei, später nur ein Priester, der daselbst 
Messe las und Beichte hörte. Über dem geweihten Altare hing ein 
uraltes schwarzes, aber wunderthätiges Heiligenbild, von dem man 
aber völlig im Unklaren blieb, ob es den Erzengel Michael oder die 
Jungfrau Maria vorstellen sollte. 
Die Kapelle, welche später mit dem Heiligenbilde durch einen 
Brand vernichtet wurde, war der Anfang des Dorfes St. Michaelis. 
  
515. Die Gründung der Kirche zu Niederschönau. 
(Nach der Kirchengalerie von Sachsen, 2. B. S. 216.) 
Schon zu Zeiten der Kreuzzüge gab es in Niederschönau eine 
berühmte Wallfahrtskapelle, die Hundskapelle genannt, welche man 
aus weiter Entfernung besuchte. Die jetzige Kirche soll durch einen 
Ritter von Mergenheim oder Mergenthal gegründet worden sein. 
Derselbe hatte sich das Kreuz angeheftet und war zur Wiedergewinnung 
des heiligen Landes fortgezogen. Dabei that er das Gelübde, wenn 
er glückich wieder in die Heimat zurückkehre, wolle er eine Kirche und 
Pfarrei begründen. So geschah es auch. Für die Pfarrstelle gab er 
ein ansehnliches Stück Land und eine nicht unbedeutende Waldung her; 
später aber sollen leider einige Priester ihren Haushälterinnen von 
dem Pfarrgrundstücke einige Parzellen zu verschaffen gewußt haben, 
jedenfalls dieselben, welche gegenwärtig mit einem sehr geringen Erb- 
zins für den Pfarrer des Ortes belegt sind. 
  
516. Der Ursprung des Dorfes Waschleite bei Schwarzenberg. 
(Oesfeld, Hist. Beschreibung einiger merkwürd. Städte im Erzgebirge. 
II. 1777. S. 68. Lindner, Wanderungen durch die interessantesten 
Gegenden des Erzgebirges, I. H., Annaberg, 1844. S. 13.) 
In dem Dörschen Waschleute (Waschleite) hatten sich zu der 
frommen Klosterzeit in Grünhain Leute angesiedelt, die das Waschen 
  
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