Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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e# eine aus dem 17. Jahrhundert stammende bronzene us. 
tafel, worauf in guter Ausführung abgebildet ist, wie die ihren bor- 
stigen Schützlingen folgenden Sauhirten die warme Quelle entdecken. 
Eine lateinische Inschrift dabei erzählt in gereimten Versen diese Historie. 
Sie lautet in deutscher UÜbersetzung: 
„Unter dem Schirme des allerschaffenden dreieinigen Gottes, 
unter dem Schutze Johannes des Täufers, 
unter der Regierung des Herzogs Nezamislaus, 
als Kolostuj hierorts gebot, 
wurde durch dessen Schweine, die in den Wäldern auf der Weide 
waren 
und mit ihren Rüsseln die Thermen aufwühlten, 
unser Quell 762 entdeckt. 
Zum Andenken daran ward dieser Stein errichtet, angefertigt von 
dem Bildhauer Balthasar.“ 
Die obengenannte Jahreszahl entstammt einer freilich unverbürgten Angabe 
des altböhmischen Chronisten Menzel Hajek von Libotschan, welcher auch als Tag der 
Entdeckung der Quelle den 29. August, den Tag Johannes des Täufers, anführt. 
Josef Schwarz teilt dagegen (Erzgebirgszeitung VI, S. 135) mit, daß man beim 
Abtäufen der Urquelle 1879 alte Silbermünzen gefunden habe, die dafür zu sprechen 
scheinen, daß die Wirkung der Teplitzer Thermen bereits den alten Römern bekannt 
war. Diese Münzen sind vielleicht aus Dankbarkeit für günstige Heilerfolge der 
Quellennymphe gespendet worden. Auch beim Abtäufen der Riesenquelle bei Dux 
fand man Bronzeschmuck aus der Heidenzeit. 
Der gelehrte Bohuslaw Balbinus vermutet aus dem Umstande, daß sich Ko- 
lostuj' s Nachfolger, Radobeil Fürst von Teplitz, Saaz und Leipa nannte, es möge 
Teplitz bald zu den bedeutenderen Städten gehört haben, da sich Herzöge nur nach 
solchen nannten. Ferner erzählt er, daß einst die Quellen, wie dies auch später im 
Jahre 1755 bei dem Erdbeben von Lissabon geschah, plötzlich vor den Augen der 
Anwohner verschwunden seien, was man als eine Strafe der Gottheit ansah, weil 
sich die Besitzer den Gebrauch der Quellen hätten bezahlen lassen. 
Im Gegensatz zu Hajeks Angabe, nach welcher die Entdeckung der Teplitzer 
warmen Ouellen 762 erfolgt sei, giebt der schon genannte Balbinus das Jahr 502 
n. Chr. an; von anderen Schriftstellern werden noch die Jahre 507, 616 und 858 
angeführt. Das in dem Teplitzer Stadtwappen befindliche Bild des Hauptes Jo- 
hannes des Täufers, welches auf einer wagerecht gestellten Schüssel ruht, bezieht sich 
auf die sagenhafte Angabe, daß der Tag der Entdeckung der 29. August gewesen sei. 
(Erzgebirgszeitung a. a. O.) — Es ist nicht uninteressant, wie die Sage auch von 
andern warmen Heilquellen meldet, daß dieselben zufällig durch Tiere entdeckt wur- 
den. So wird z. B. erzählt, die Schwefelquellen des Bades Warmbrunn in Schle- 
sien seien im 12. Jahrhunderte bei einer Jagd des Herzogs Boleslaus von Schweid- 
nitz und Jauer dadurch aufgefunden worden, daß man einen Hirsch aufspürte, welcher, 
seinem Instinkte folgend, in dem „warmen Borne“ als leidendes Tier ein Bad nahm. 
(Vom Fels zum Meere. Sommerfrische, 1884, S. 500.) 
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