Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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ie Volkssage in die Gegend, nämlich auf eine südlich von der Kirche 
zu Weißbach, dicht am Kirchhofe liegende kleine Anhöhe, welche früher 
mit einem Walle umgeben gewesen sein soll, die Stelle, wo einst die 
Rammels-, Rommels= oder Rummelsburg stand. Von dieser aus soll 
jener Hermann gegen die Sorben zu Felde gezogen sein. 
Die genannten 8 Steinplatten bestehen bis auf eine, welche eine Grünschiefer- 
platte ist, aus Thonschiefer. Adelung hat seiner Zeit die Inschriften für die ältesten 
Denkmäler obersächsischer Mundart erklärt. Sie lauten: 1. Voir glabbe alla in ainen 
Got Vade Vahan. (Nun folgen die Figuren einer Krone, einer Geißel und eines 
Kreuzes.) 2. Diser hogn ist im tuszend and tr.. nati Cbhrs. 3. Da lait- 
godsa hermin was of à man Künglg anita vilil starn Amshabt and üm handa 
üm dar alaigt üm dar akogl haer um gumers din was dar bool bor. 4. Daristain 
haldi laits tuai. 5. sgrab dar harmit ludott bottai. 6. Dia Hermandr barrtn. 
sundr sandan boolbor. 7. Das awas ab hargods. 8. Das Gebat (eine Überschrift 
des nun folgenden, aber nur bruchstückweise noch vorhandenen Vaterunsers) Voder 
onser du bist im Himel .. dein Voill gescho 
Nach Joh. Gottfried Wellers Erklärung besagt die Inschrift Folgendes: Wir 
glauben alle an einen Gott, Vater von (wegen) der Dornenkrone, der Geißel und 
des Kreuzes (des Leidens Christi). Dieser Hügel ist im tausend und dritten (13ten 
oder 30sten) Jahre Nat. Christi. Da liegt Hermann, welcher war ein königlicher 
Mann hienieden, viel (vortrefflich) regierend amtshaft (amtsmäßig) und umhanden 
(um der Beschaffenheit oder Gelegenheit wegen). Darum er liegt am Ende des Eich- 
hügels. Herr, um deines Jammers willen war er wohlgefahren. Der Stein enthüllt 
zwei Leute, des Grabs in dessen Mitte sie gelegt wurden. Die Hermunduren (Kriegs- 
männer) wurden (sind) wohlgefahren (selig gestorben) auch ohne Mönchskutten (santan 
wahrscheinlich von sanctum, weil hohe Personen sich im Mittelalter zum Beweis 
ihrer Frömmigkeit gern in Mönchskutten begraben ließen). Das war ihres Herrgotts 
wegen. Das Gebet. Vater unser u. s. w. 
533. Entstehung des Namens Gottesgab. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 71. Krieglstein 
in der Erzgebirgszeitung, 5. Jahrg. 3. und 4. Heft.) 
Auf einem überaus stiefmütterlich ausgestatteten, unwirtbaren und 
frostigen Moorplateau des an Naturschönheiten aller Art reichen Erz- 
gebirges liegt hart an der sächsischen Grenze Gottesgab, die höchstgelegene 
Stadt der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ursprünglich Winters- 
grün genannt, erhielt dieses Städtchen seiner Silbererze wegen, die 
hier im 16. Jahrhunderte zu Tage gefördert wurden, gar bald von 
frommen und dankbaren Bergleuten den bedeutungsvollen Namen: Gottes 
Gabe. 
Der Sage nach verdankt Gottesgab die Entstehung seines Namens 
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