Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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566. Über den Namen des Dorfes Lichtenberg bei Frauenstein. 
(Nach der metr. Bearbeitung eines Lichtenbergers.) 
Bei dem Dorfe Lichtenberg erhebt sich der bewaldete und die 
ganze Umgegend beherrschende Burgberg. Man erzählt, daß einst auf 
ihm ein Schloß stand, welches als gefürchtetes Raubnest weit und 
breit bekannt war. Wenn der Herr dieser Burg mit seinen Knappen durch 
das Land zog, so bezeichneten Mord und Brand die Stätten, welche 
er heimsuchte. Kehrte er dann von seinem blutigen Zuge wieder nach 
dem Schlosse auf dem Burgberge zurück, so kreisten in wilder Lust 
daselbst die Becher und die geängstigten Bewohner des Thales sahen 
dann in der Nacht die Fenster des Schlosses hell erleuchtet. Da sprachen 
sie zu einander: „Es wird wieder Licht auf unserm Berge!“ Dabei 
verwünschten sie die Bösewichter und baten Gott, daß er sie doch 
von dieser Plage befreien wolle. Und die Zeit kam endlich auch, daß 
die Burg zerfiel, und nur einen alten Steinwall bezeichnet man als 
deren Reste. An dem Fuße des Berges konnte man wieder ruhig 
wohnen, es bauten sich daselbst mehr und mehr an, und die zer- 
streuten Ansiedelungen wurden später zu einem Dorfe vereinigt, dem 
man zur Erinnerung an das Licht, welches einst nach jedem Raub- 
zuge der Ritter auf der Spitze des Burgberges zu sehen gewesen war, 
den Namen „Lichtenberg“ gab. 
567. Der Ursprung des Namens Dörnthal. 
(Mündlich. Wilisch, Kirchenhist. v. Freiberg 2c. II., S. 293. 
Kirchengalerie, 12. B., S. 115.) 
Das Dorf Dörnthal bei Sayda hieß früher Dorothenthal nach 
einer des heiligen Dorothea gewidmeten Kapelle, welche im 30jährigen 
Kriege zerstört worden sein soll. Diese Kapelle soll zum Kloster Ossegg 
gehört haben und sind zu derselben viel Wallfahrten geschehen. Man 
sagt, daß von ihr noch eine zerschossene Wetterfahne vorhanden sei, 
welche sich jetzt auf dem dermalen dem Kramer Keilig in Dörnthal 
gehörigen Hause befindet. Auch zeigt man noch die eingefriedigte Stelle, 
wo jene Kapelle gestanden haben soll. Von zwei Glocken, die auf der 
Kapelle gehaugen haben, soll die eine nach Annaberg und die andere 
nach Großhartmannsdorf gekommen sein. 
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