Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Vogte Hermann von Gowische Harzer Bergleute, und fortgesetzt hat dann 
der Zuzug in unser Gebirge, auch aus der bayrischen Oberpfalz, dem 
Fichtelgebirge und Bezirke von Eger fortgedauert. Schon um das Jahr 
1000 hatten Einwanderungen Deutscher in die oben genannten slavi— 
schen Gaue stattgefunden und es wurden damals Orte, wie Sachsen- 
feld, Sachsengrün, Frankenstein, Frankenberg, Frankenhausen u. s. w. 
gegründet, welche in ihren Namen noch die Erinnerung an diese ersten 
deutschen Ansiedler erhalten haben. Ebenso weist die Übereinstimmung 
von Ortsnamen in der Eibenstocker Gegend mit solchen im egerschen 
Bezirke und in Bayern oder im Harze auf frühere Einwanderungen 
hin. Vermutlich wurde z. B. auch gegen das Ende des 15. Jahrhun- 
derts das Dorf Bermsgrün von Blechschmieden aus dem Fichtelgebirge, 
welche das damals entstandene Hammerwerk Erla hinzog, angelegt; 
soll doch vor ungefähr 40 bis 50 Jahren der dortige Dialekt noch 
manche Ahnlichkeit mit dem im bayrischen Fichtelgebirge gesprochenen 
gehabt haben, ebenso wie der Chronist von Bockau, M. Georg Körner, 
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf eine Verwandtschaft der 
Mundart in der Eibenstocker Gegend mit derjenigen bei Eger hinweist. 
Durch die Gründung der Bergstädte seit Ende des 14. (1395 Geyer), 
haupsächlich jedoch im 15. (Altenberg, Schneeberg, Annaberg) und 
vielleicht auch im 16. Jahrhunderte (Hohenstein, Marienberg) wurden 
viele Familien von auswärts zur Niederlassung in unserm Gebirge 
veranlaßt; einzelne derselben gründeten selbst neue Orte, wie Blauen- 
thal, welches seinen Namen der Nürnberger Familie Blaue verdankt, 
deren Glieder durch die Zwitterzechen in die dortige Gegend gezogen wurden. 
Bei Beachtung dieser allmählichen Besiedelung des Erzgebirges 
darf man sich nicht wundern, wenn unsere Volkssagen vielfach an solche 
des Fichtelgebirges und Harzes oder Thüringens erinnern, da es sehr 
wahrscheinlich ist, daß Berg= und Hüttenleute dieselben aus ihrer alten 
Heimat mitbrachten und mit Plätzen ihrer neuen Heimat verknüpften, 
wie ja auch Berge, Bäche und neugegründete Orte mit Namen belegt 
wurden, welche das Andenken an die heimatlichen Fluren erhalten sollten. 
Das Gesagte gilt in erster Linie von den Spuk= und Gespenster- 
sowie Dämonen= und Schatzsagen. Auffällig könnte dabei erscheinen, 
daß die Sagen von der während der Weihnachtszeit umherziehenden Frau 
Holle oder Perchtha, welche im Vogtlande und Thüringen, im nörd- 
lichen Franken über die Rhön hinaus, in der Wetterau bis zum Wester- 
walde und im Egerlande heimisch sind, im Erzgebirge gänzlich fehlen. 
Mutmaßlich sind dieselben aber hier wieder verloren gegangen, da für 
ihr einstmaliges Vorhandensein manche abergläubischen Meinungen und 
Gebräuche sprechen. Dr. M. Spieß teilt z. B. mit, daß man nach 
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