„ . - —— — — —
lieb, und da er selbst gern an dem Orte bleiben wollte, nahmen sie ihn
an Kindesstatt an und hinterließen ihm bei ihrem Tode das Haus,
welches von nun an nach den vor dem Kampfe mit dem vermeintlichen
Teufel von dem Studenten gesprochenen Worten „zum letzten Heller“
genannt wurde. Die nahen Felsen hieß man nach jenem Kampfe die
Teufelskanzel. Der ehemalige Student aber heiratete die Schwester des
Schornsteinfegers und erfreute sich noch lange eines bescheidenen Wohl-
standes.
599. Das rote Wässerchen bei Jöhstadt.
(Schumann und Schiffner, Lexikon v. Sachsen, 17. B., S. 103.)
Im Osten von Jöhstadt verbreitet sich über steiles und hohes
Gebirge zwischen dem Schwarzwasser und der Preßnitz der Kriegswald,
dessen Name nicht ohne Wahrscheinlichkeit auf ein den Hussiten ge-
liefertes, doch für Sachsen unglücklich ausgefallenes Treffen bezogen
wird. Man hat ganze Haufen von Totengebeinen gefunden, die mit
Moos so verwachsen waren, daß sie gleichsam wie Stücken alter
Mauern erschienen; serner fand man daselbst viele Hufeisen, Pfeil-
spitzen, Hacken u. s. w. Das „rote Wässerchen“ an der böhmischen
Landstraße wurde nach der Volkssage von dem Blute benannt, das in
jener Schlacht darin floß.
Wahrscheinlich beruht diese Sage auf folgender Begebenheit:
Wie die Hussiten sich Meister im Feld sahen, rüsteten sie sich 1426, um die
entfremdeten Städte wieder zu erobern. Die Kurfürstin von Sachsen ließ, inzwischen
ihr Gemahl, der Kurfürst Friedrich in (Ungernn wWor, bei Freiberg ein großes Heer
sammeln, und als dasselbe über den Wald kam, fanden sie bei Dorf Preslitz (Preß-
nitz) den Feind wohlgerüstet ihrer warten. Die Böhmen deckten sich mit ihren
Schilden und hatten ihr Lager mit einer Burg von 500 Wagen mit Ketten umschlossen,
führten auch lange Haken, mit denen sie die Reiter von den Pferden zogen. Wie-
wohl nun die Sächsischen sie tapfer angriffen, ihnen die Schilde mit Hellebarden
vom Leib zogen und lang fochten, mußten sie doch endlich, von der Hitze noch mehr
ermüdet und vom Staub geblendet, die Flucht ergreifen. Der Graf von Gleichen
und sein Lieutenant, der Graf von Thun, wurden mit 9000 Mann erschlagen, da-
runter noch 12 Grafen, 4 Freiherrn, viel Ritter und Edle, 21 derer von Köckeritz
und einer von Schönböth mit 5 Söhnen, da der sechste daheim in der Wiege lag.
Conrad von Einsiedel ward gefangen, kam in die Türkei, ward nach 30 Jahren
vor Belgrad wieder gefunden und daheim von den Seinen fast nicht mehr erkannt.
Es ward nachmals eine Kapelle gebauet, an einem Bächlein, das mit dem Blute
der Erschlagenen soll geflossen sein. (S. Sächsischen Helden-Saal, Nürnberg, 1734,
2. T., S. 18.) Was hier in die Gegend von Preßnitz verlegt wird, geschah jedoch
bei Außig.
□ » –
479