Der Zweig, welchen die Frau in der Hand hält, bezieht sich nämlich
auf die Haselrute des Primislaus, des erwählten Gemahls Libussas,
welche grünte, als sie letzterer in die Erde steckte, da ihn die Gesandten
Libussas vom Pfluge weg nach Prag auf den Königsthron holten.
Auf den neuern Siegeln der Stadt sitzt die Frau entweder mit
entblößtem rechten Beine zwischen zwei Felsen, was sagen will, daß
Frauenstein zwischen dem Schloß und Sandberge erbaut ist, oder sie
springt zwischen den Bergen hervor, indem das rechte Bein noch in
denselben steckt, was bedeutet, daß die Stadt ihre Einnahme aus dem
damals noch florierenden Bergbau bezogen hat.
616. Das Gemeindesiegel von Olbernhau.
(Führer durch Olbernhau und Umgegend, S. 16.)
Das Gemeindesiegel von Olbernhau zeigt ein waldumgrenztes
Thal mit drei hohen Tannen, darüber ein Auge und unten in einem
beckenartigen Schilde einen aufwärts kriechenden Frosch. Auch das
reichsgräflich von Loß'sche Wappen am Herrenhause des Rittergutes
hat einen Frosch im runden Mittelschilde und als mittelste Helmzier.
Man deutet das angebliche Wappen von Olbernhau damit, daß sich
aus dem ausgetrockneten See, für welchen man die flache Thalsohle,
in welchem der Ort liegt, ansieht, der letzte Frosch entfernt, um nach
dem auf der Höhe sich zeigenden Walde zu flüchten.
617. Das Siegel des Dorfes Auerbach.
(Sachsens Kirchengalerie, 8. B., S. 4 und 49.)
Auerbach bei Zwickau hat seinen Namen von dem kleinen, das
Dorf durchziehenden und am Ausgange der Thalschlucht in die Zwickauer
Mulde sich ergießenden Bache, und von den Auerhähnen, welche früher
in dem Thale sich aufgehalten haben sollen, weshalb sowohl das Kir-
chen= als das Gemeindesiegel einen Hahn auf einem Baume führt.
Auch das Dorf Auerbach bei Stollberg soll seinen Namen von
den vielen Auerhühnern, welche sich einst daselbst aufhielten, und von
dem Bache, welcher mitten durchs Dorf fließt, erhalten haben. Das
Siegel führt deshalb einen Auerhahn am Bache.
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