Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
· 618. Wahrzeichen der Stadt Zwickau. 
(Tobias Schmidt, Chronica Cygnea, Zwickau, 1656, S. 37.) 
Zu oberst am Giebel des Kaufhauses in Zwickau ist eine große 
Brille in Stein gehauen zu sehen, davon die gemeine Rede gegangen, 
daß es ein geheimes Zeichen wäre, welches derjenige wissen müßte, der 
zu Zwickau gewesen sein wollte, wie vor diesem die reisenden Hand- 
werker viel auf dergleichen Zeichen zu achten pflegten. 
  
619. Die Wahrzeichen Freibergs. 
(Moller, Theatrum Freibergense Chron., 1653, S. 29, 37 u. 138. 
Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, Nr. 270.) 14 
Früher war am Turme des Petersthores in der Höhe unter dem 
Dache auf allen vier Seiten ein Manneskopf in Stein abgebildet zu 
sehen, wovon die gemeine Rede gegangen, daß es ein geheimes Zeichen 
wäre, welches derjenige kennen müsse, der zu Freiberg gewesen sein 
wolle. Etliche meinten, dieser Kopf sei zur Warnung wegen eines Über- 
läufers, der 1297 die Stadt verraten habe, an dem Turme angebracht 
worden. — Als Wahrzeichen Freibergs galten auch eine große uralte 
männliche Statue wie ein Roland, mit dem königl. dänischen, kurfürstl. 
sächsischen und Stadtwappen und der Jahrzahl 1557, welche sich an 
der Brücke befand, sowie der Stein auf dem Markplatze, welcher die 
Stelle bezeichnet, auf der 1455 Kunz von Kauffungen enthauptet wurde. 
Desgleichen galten als Wahrzeichen am Markte zwei Ecksteine 
mit eingehauenen Kreuzen, in die Erz gefasset war. 
Von dem Steine auf dem Marktplatze, welcher die Stelle bezeichnet, auf wel- 
cher Kunz von Kauffungen enthauptet wurde, erzählt Joh. Vulpius (Plagium Kauf- 
fungense, als Beigabe zu Dr. Daniel Wilh. Triller, der sächs. Prinzenraub, 1743, 
S. 229) folgendes: „Als 1702 der Markt ganz neu gepflastert wurde, und der Stein 
fast in kleine Stücke zerfahren lag, hat man ihn aufgehoben, und einen anderen 
neuen an dessen Stelle zu legen beschlossen. Als ihn aber in Anwesenheit des E. E. 
Raths Baumeister und Arbeiter aufhuben, funden sie einen schwartz-blaulichten unge- 
polirten Marmor-Stein darunter, auf welchem ein alter Silbergroschen gelegen, 
dessen Schrifft und Gemählde Altershalben nicht mehr erkennet werden konnte, son- 
dern so mürbe war, daß man ihn in kleine Stücklein zerbrechen mögen. Da man 
auch diesen, in Hoffnung einige Schrifft oder sonst eine Antiquität darunter zu finden, 
auffgehoben, hat man noch einen Stein von der Art des ersten, sonst aber gar nichts 
gefunden. Diese drey, nunmehr aber noch zwey Steine hatten einerley Größe, Länge 
und Breite. Der Marmorstein wurde in die Höhe gerücket, daß er dem Pflaster 
gleich kommen, und wiederum ein Chur-Fürstl. Sächß. Groschen, wie sie jetziger Zeit 
  
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