Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
623. Die Wahrzeichen von Schlackenwerth. 
(Fr. Bernau in der Comotovia, 5. Jahrg., S. 100.) 
Als Wahrzeichen der Stadt Schlackenwerth bezeichnet man ein 
„Brotlaibchen“, welches samt der Backschüssel aus Stein gehauen, der 
allgemeinen Uberlieferung gemäß zum ewigen Angedenken des unaus- 
sprechlichen Elends und der schrecklichen Not gilt, die der dreißigjährige 
Krieg über die Stadt und das ganze Böhmerland brachte. Es wurde 
nach der wirklichen Größe angefertigt, in welcher zur Zeit jenes Krieges 
das Brot gebacken wurde. Die Backschüssel hat 15, der Stein-Laib 
6 Zoll im Durchmesser. 
Das zweite Schlackenwerther Wahrzeichen, der „große Mann“, 
wurde vor einigen dreißig Jahren in Stücke zerschlagen, ohne daß sich 
eine Zeichnung davon erhalten hätte. Es war dies eine der römischen 
Mythologie entnommene Gottheitsstatue, welche in dem einst in ganz 
Mitteleuropa seiner Schönheit und prächtigen Einrichtung halber be- 
rühmten Schlackenwerther Schloßparke aufgestellt war. 
624. Die frühere Größe des Städtchens Platz. 
(W. Kunz in der Erzgebirgszeitung, 4. Jahrg. S. 19.) 
Das Bergstädtchen Platz verdankt seine Entstehung jedenfalls dem 
ehemaligen Bergbau in dortiger Gegend. Noch wird erzählt, daß 
beim sogenannten „Röhrl“ in der Nähe des Forsthauses, wo die Ein- 
wohner in trockenen Jahren ihr Wasser holen, ein Silberstollen ge- 
wesen sei. Die Sage berichtet weiter, daß Platz einst gegen 300 
Häuser (jetzt nur 641) gezählt habe, in einer Kriegszeit aber zerstört 
worden sei, worauf sich der besitzende Bürgerstand inmitten seiner von 
Platz nach Norden und Osten auslaufenden Felder und Wälder ange- 
baut habe, und auf diese Weise sollen die beiden Ortschaften Hohen- 
tann, d. i. bei der hohen Tanne, und Plaßdorf, früher Platzdorf, ent- 
standen sein. 
  
625. Die frühere Größe und Bedeutung der Stadt Meerane. 
(Kirchengalerie von Sachsen, 12. B., S. 44.) 
Nach der Volkssage, welche die Stadt Meerane sich bis Götzen- 
thal erstrecken läßt und nach der Erzählung eines böhmischen Historikers 
des 12 Jahrhunderts und nach ihm des pirnaischen Mönchs im 16. 
Jahrhunderte, soll Meerane im Mittelalter ein sehr bedeutender Ort 
  
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