Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
13. Der wilde Jäger zwischen Stangengrün und Hirschfeld. 
(I. Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, No. 499. II. Mündlich.) 
I. Eines Tages sind zwei Brüder, Spitzenhändler, auf der Straße 
von Stangengrün nach Hirschfeld geritten, da haben sie plötzlich am 
hellerlichten Tage auf freiem Felde das laute Hohoschreien des wilden 
Jägers gehört, aber ihn selbst nicht gesehen; nur unter ihren Pferden, 
die sich furchtbar gebäumt, sind eine Menge kleiner Dachshunde herum— 
gelaufen, ohne daß sie jedoch einen derselben hätten von den Pferden 
treten sehen, und plötzlich ist alles wieder verschwunden gewesen. 
II. Zwischen Hirschfeld und Stangengrün liegt der Teufelswald. 
In demselben hat man mehrmals die wilde Jagd gesehen und gehört. 
Dies widerfuhr unter anderen einem Tischler, welcher einst des Nachts 
um 12 Uhr mit einem Karren durch den Wald fuhr. Da hörte er 
Pfeifen und Gebell, und darauf sah er auch den wilden Jäger als 
schwarze Gestalt zu Fuße an sich vorübergehen; derselbe führte zwei 
Hunde bei sich. 
  
14. Die wilde Jagd bei Komotau. 
(Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren. 
1. B. 1864. S. 5.) 
Eine alte Frau aus Komotau erzählte: Geht man an Adam und 
Eva früh zur heiligen Beichte und Kommunion und fastet dann den 
ganzen Tag, selbst abends, und geht dann um Mitternacht auf einen 
Kreuzweg, so sieht man die wilde Jagd vorüberziehen, und der letzte 
aus derselben giebt einem einen Thaler, der, so oft man ihn auch 
wechselt, immer wieder zurückkehrt. 
  
Wenn Grohmann (Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren, 
Vorrede S. 7) bemerkt, daß den Slaven der Glanbe an den wilden Jäger fehlt, 
so bezieht sich dies wohl nur auf die Czechen. Veckenstedt teilt eine größere Anzahl 
wendischer Sagen vom Nachtjäger mit. Auch nach dem Glauben der Niederlausitzer 
Wenden erscheint der Nachtjäger wie bei uns auf Kreuzwegen; ebenso ist er selbst 
sowie sein Pferd ohne Kopf. (Wendische Sagen und Märchen, Graz 1880, S. 35 rc.) 
  
15. Der wilde Jäger bei Karlsfeld. 
(Mitgeteilt vom Lehrer Thuß in Tellerhäuser.) 
Bei Karlsfeld ist der wilde Jäger mit seinem Heere öfters ge- 
sehen und gehört worden. Sein Gefolge besteht aus den Seelen von 
Jägern, die in ihrem Leben Böses gethan haben und nicht zur Ruhe 
kommen können. 
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