Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
naunter überlieferung findet sich vielleicht eine Erinnerung an die alten heidnischen 
Opfermahlzeiten, bei denen das Pferdefleisch nicht fehlte. 
  
18. Der graue Jäger auf dem Tossen. 
(Mitgeteilt vom Lehrer R. Bachmann aus Markneukirchen.) 
Auf dem Tossen, einem kahlen Landrücken bei Schönbach in 
Böhmen, jagt allnächtlich der graue Jäger mit seinem Hunde. Als 
einst eine Frau aus der sogenannten Hetaschen von Markneukirchen 
aus heimkehrte, gesellte sich zu ihr der graue Jäger und begleitete sie 
bis nach Hause. Die Frau erzählte dies ihrem Manne. Am andern 
Morgen lag ein Stück Hirschfleisch auf dem äußern Fensterbrette. Der 
Mann stieß es hinab, und drei Tage darauf war er eine Leiche. Seit- 
dem hat man den grauen Jäger nie wieder gesehen oder jagen gehört. 
  
19. Der Waldschütz. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen. S. 115.) 
In Rodau, einem Dorfe bei Graslitz, erzählt man sich viel von 
dem Waldschützen. Es soll dies ein Mann sein, der in dem nahege- 
legenen Walde zu mitternächtlicher Stunde umgeht. Er schlägt dabei 
mit großer Kraft und Gewalt an die Bäume und verursacht dadurch 
einen großen Lärm. Zugleich setzt er dem Wilde nach, scheucht es auf 
und treibt es so lange herum, bis ihn die Geisterstunde zurückruft. 
Dabei hört man, wie er die Hunde hetzt. Deshalb nennen ihn die 
Leute den Waldschützen. Er geht immer tiefer in den Wald und ver- 
liert sich endlich im Forste. 
Dieser Waldschütz hat endlich auch die Gewohnheit, die Leute in 
diesem tiefen Walde irre zu führen. Eines Tages ging ein Holzhauer 
aus dem Walde nach Hause. Er war noch nicht lange gegangen, als 
es stockfinster wurde und er furchtbare Axtschläge in seiner Nähe 
vernahm. Der Holzhauer ging herzhaft auf den Lärm los, weil er 
glaubte, daß es Holzdiebe seien. Wie er aber auf den Platz kam, wo 
die Schläge erschallten, sah er einen fremden Mann in Jägertracht, 
der an die Bäume klopfte. Der Holzhauer fragte: „Wer bist Dus“ 
„Ich bin der Waldschütz!“ sagte der Mann und klopfte weiter. Der 
Holzhauer folgte dem Mann nach. Um Mitternacht waren sie schon 
tief in den Wald geraten, da fühlte der Holzhauer plötzlich einen Axtschlag, 
daß er halbtot zu Boden stürzte. Am anderen Morgen, als er auf- 
wachte, standen einige Leute bei ihm, die ihn gefunden hatten. — In 
der Hochgart geschah es, daß dieser Geist sich am Tage sehen ließ 
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