Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Schindeln gedeckt und vornen mit Staketen verwahret war, bestand; 
darin befanden sich drei Kreuzbilder. Dieses Schächerhäusel war, wohl 
ein Überbleibsel des Papsttums, doch erzählte man, es diene dazu, 
die Reisenden vor dem Bergabgrunde, sowie vor Irrwischen und Berg— 
geistern zu warnen. 
702. Die St. Blasiuskirche zu Niederzwönitz. 
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No. 43.) 
Diese kleine, nahe bei der Stadt Zwönitz gelegene Kirche, 
in welcher nur noch bei Begräbnissen und wenigen Festtagen gepredigt 
wird, soll ein Hufschmied aus Niederzwönitz zur Strafe getriebener 
Sodomiterei haben erbauen müssen. Zum schmachvollen Gedächtnis 
des Gründers hängen inwendig über der Thüre an einem Brette fünf 
vergoldete Hufeisen; fünf, weil er sein Verbrechen fünf Jahre lang 
soll getrieben haben. 
Hufeisen kommen oder kamen an und in vielen Kirchen, z. B. an der Niko— 
laikirche zu Leipzig, in Nürnberg, Tangermünde 2c., und zwar besonders an den 
dem heil. Nikolaus geweihten vor und das Volk verbindet damit verschiedene Sagen. 
So ist auch ein solches Eisen an der Domkirche in Wexi5 in Schweden aufgehangen; 
dasselbe soll Odhins Roß Sleipnir verloren haben, als es beim ersten Geläute der 
ersten christlichen Messe einen gewaltigen Schlag gegen einen Felsen führte. Wo sich 
Hufeisen an und in den Kirchen finden, deuten sie vielleicht auf einen einst an dem- 
selben Platze gestandenen Tempel Wuotans hin. Die christlichen Bekehrer gestatteten, 
daß dieses Heilszeichen (nach einem noch heute weitverbreiteten Glauben bringt ein 
gefundenes Hufeisen Glück) dann an der Kirche aufgehangen wurde, um dem Volke 
wenigstens etwas von dem gewohnten Kultus zu lassen. 
In den Nikolaikirchen bezieht sich das Hufeisen auf den heiligen Nikolaus 
selbst, der an die Stelle Odhins trat und als geharnischter Reiter gedacht wurde. 
In anderen Kirchen zeigte dieses Eisen vielleicht an, daß sich bei denselben eine Ge- 
sellschaft in „Not und Tod“ befand, welche die an der Pest Gestorbenen bestattete 
und ihren Stifter, den Bischof Elegius, welchem das Hufeisen heilig war, als ihren 
Schutzheiligen betrachtete. (Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen, 1858, S. 23.) 
703. Das wandernde Haus in Zinnwald. 
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, 4. Aufl. Pros. Nachtrag, No. 2.) 
In sächsisch Zinnwald steht (2), ohngefähr fünfzig Schritt von 
der Grenze entfernt, ein kleines hölzernes, von einem Bergmanne be- 
wohntes Häuschen, an dessen hintern Deckbalken in der Stube folgen- 
der Vers eingeschnitten ist: 
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