Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
5. l* 
wo das Silber geschlagen und nach Nürnberg und Böhmen verpasch 
wurde, woraus man großen Gewinn zog und wobei man sich aber um die 
Unterstützung der Bewohner sehr wenig kümmerte. Nun zogen jener 
Jude und einige Mönche (es soll im Jahre 1236 gewesen sein) mit 
einem starken Silbertransport über Sayda nach Böhmen. Die er- 
bitterten Oederaner schlichen ihnen bis Sayda nach, vereinigten sich 
dort mit den Bewohnern und besonders mit der Besatzuug des dortigen 
Schlosses, überfielen und plünderten die ungetreuen Haushalter, schlugen 
den Juden tot und warfen ihn in einen Brunnen, welcher deshalb der 
Judenbrunnen genannt wurde. 
Noch zeigt man am Gasthofe zum Bade in Sayda den Juden- 
brunnen. Nach einer anderen Überlieferung erinnert derselbe, ebenso 
wie eine Wiese, welche der Judenkirchhof genannt wird, an die alte 
Judenvorstadt, welche außerhalb der alten Stadtwälle etwas unterhalb 
des Judenkirchhofes auf einer Wiese lag, die jetzt noch den Namen 
„Flecken“ trägt. Als im Jahre 1465 die Stadt abbrannte, wurde 
die Judenstadt nicht wieder aufgebaut, weil man den Juden die Schuld 
an dem Brande beimaß. 
Man hat den Namen der Stadt und Burg Sayda (urkundl. Saydow, Sey- 
dowe) vom slavifschen sid, der Jude, Adj. sidowy abgeleitet. Immisch (die slav. 
Ortsnamen im Erzgebirge, Programmarb., Annaberg, 1866) stimmt dem jedoch 
nicht bei, sondern hält die Ableitung vom slav. sad, die Anpflanzung, der Garten, 
für richtiger. Er meint, daß vor den Juden die Slaven eine Ansiedelung gründeten, 
mit der Zeit sei aber aus sadowy, d. h. die zur Ansiedelung Gehörigen, saidow, 
seidow, Sidow geworden, welche letztere Form sehr gut wegen der Ahnlichkeit mit 
Zidow, Judenstadt, verwechselt werden konnte. 
706. Der Mühlgrabenstollen bei Schloß Scharfenstein. 
(Herm. Grimm, Das sächs. Erzgeb. Dresden, 1847, S. 299. Gießler, 
Sächs. Volkssagen, Stolpen o. J., S. 591.) 
Vom Juße des Schloßberges Scharfenstein schiebt sich eine 
schmale, niedrige, kaum 10 Meter hohe Felsenrippe weit in das Thal 
hinein. Durch dieselbe wird die Zschopau genötigt, eine beinahe wieder 
zurücklaufende Krümmung zu machen und das Thal im weitesten Bogen 
an seinem äußersten Rande zu umkreisen. Bereits im 16. Jahrhun- 
derte wurde ungefähr in der Mitte dieser Felsenbank ein 30 Meter 
langer Stollen durch dieselbe gebrochen, um das Flußwasser mit recht 
viel Fall zu der jetzt Fiedler-Lechla'schen Spinnerei zu leiten. Im 
Jahre 1834 wurde derselbe erweitert, was später noch einmal geschah. 
□ 
  
527
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.