Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
sehen, was daraus werden würde. Dies wollte aber der Richter ge 
rade wissen. Der Künstler mußte sich also entschließen mitzugehen, um 
den Felsen zu zeigen. Augenblicklich wurde von diesem Wundersteine 
etwas abgeschlagen, vor die Schmiedeesse in das Feuer gebracht und 
zu einem Produkt geschmolzen, das wie Speise (Gemenge von Me- 
tallen und Halbmetallen) aussah. In der Probe, die auf der Saiger- 
hütte gemacht wurde, hielt dieses Produkt 128 Lot Silber und 60 
Pf. Garkupfer. Ein Pfund von dem abgeschlagenen Felsen hatte 
dergleichen Speise ein Lot gegeben. Tages darauf mutete der 
Richter unverzüglich und zwar gleich geviert Feld; in wenig Tagen 
wurde auf 20 Mutungen beim Bergamt eingelegt, in vier Wochen 
stieg die Zahl auf 80, und gegen 60 Lehnträger suchten ihr Glück und 
fast alle auf geviert Feld. Wenn man die Rute nach Kupfer und 
Silber schlagen ließ, war sie merkwürdiger Weise fast gar nicht in die 
Höhe zu bringen, man mochte auf dem Gebirge damit hingehen, wo- 
hin man wollte; was war also sicherer, als daß das ganze Gebirge 
Silber und Kupfer sein mußte? Alles lief nun nach dem Theesen- 
walde und es wimmelte von Leuten, die Erze in Haufen zusammen- 
brachten. Da machte man Proben im Kleinen, einige gaben gar 
keinen Gehalt, andere nur wenige Spuren von Kupfer. Man sah 
also ein, daß nicht das ganze Gebirge Erz war, sondern nur gewisse 
graue und braune Nester in demselben sich befanden, die freilich nicht 
ganz ohne Silbergehalt waren. Die schon halb betrogenen Eigenlöhner 
und Gewerken verlangten nun ein Probeschmelzen im großen und es 
fand sich ein Schmelzer aus Beyerfeld, in dessen Geschicklichkeit die 
Gewerken ihre Hoffnung setzten. Die von Freiberg abgeschickten Hütten- 
leute mußten zurücktreten und den Fremden alles nach seinem Kopfe 
einrichten lassen. Aber die erste Probe ging schlecht, die gestrengen 
Bergarten konnten nicht zum Fluß gebracht werden, und durch andere 
Einrichtung des Ofens und Gebläses und Zusetzung anderer Kiese von 
Katharina-Fundgrube zu Raschau und von Geyer brachten die Frei- 
berger Hüttenleute das Gemenge zwar in Fluß, doch fiel nicht mehr 
Rohstein davon und dieser auch nicht reicher, als geschehen sein würde, 
wenn auch ohne Zusatz von den Theesenwälder Gebirgsarten die 
Kathariner und Geyerischen Kiese für sich allein geschmelzet worden 
wären. Dabei war auf einige Zeit das Geschrei vom Theesenwalde 
zu Ende, bis im Jahre 1752 sich noch ein Maler aus Bilin einfand, 
der mit verdoppelter Geschicklichkeit im Schmelzen diese Theesenwälder 
Gebirgsarten dennoch mit Vorteil zu Gute machen wollte. Er ver- 
langte die Erlaubnis zum Anlegen eines Ofens, man erlaubte es ihm 
auch, aber alles ohne Erfolg. 
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