Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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und von diesem hat nun auch der Wald, wo das Gasthaus einst stand, 
den Namen Hoyer erhalten. 
729. Wittichs Schloß bei Glashütte. 
(I. Schumann, Lex. v. Sachsen, 13 B. S. 204. II. Peccenstein, 
Theatrum Sax. I. S. 88.) 
I. Eine Höhle über dem Müglitzthale, eine halbe Stunde von 
Glashütte, welche sich oberhalb der Herrenmühle in einem schwer zu 
erklimmenden Gneisfelsen befindet, heißt Wittichs Schloß. Nach der 
Sage war diese Höhle ehemals durch Befestigung ein noch sicherer Zu- 
fluchtsort als jetzt, und wurde im 15. Jahrhundert von einem Räuber 
Wittigo oder Wittich bewohnt, den der Nitter Weichold von Bärenstein 
auf Lugau bei Glashütte erschlug. Als Belohnung dafür erbat er sich 
vom Markgrafen, der auf Wittichs Einlieferung einen hohen Preis 
gesetzt hatte, sehr genügsam nichts weiter, als daß er ein Wild, welches 
er auf seinem Gebiete überall gehetzt habe, auch außerdem, und selbst 
auf der Dresdner Brücke, die damals als Asyl galt, verfolgen dürfe. 
II. Es waren vor Zeiten viele Raubhäuser an dem böhmischen 
Gebirge, und soll insonderheit ein Räuber, namens Wittich, seinen 
Aufenthalt in einem starken Felsen gehabt haben, so unter der jetzigen 
Bergstadt Glashütte gelegen. Da dieser Räuber mehrere böse Buben 
zu sich gezogen, auch ganz Meißen beunruhigt und unsicher gemacht, 
so hat der Markgraf auf des Raubritters Wittich Kopf einen hohen 
Preis setzen lassen. Obschon nun Wittich dadurch hätte vorsichtig ge- 
macht werden sollen, so hat er dies dennoch nicht gethan, vielmehr 
sich noch fürchterlicher machen wollen, indem er einstmals in der Mor- 
genzeit mit etlichen seiner Leute sich vor des Ritters Weichold von 
Bärenstein Wohnung gegen der Lochow begeben, ein Gespräch mit ihm 
begehret, und als der von Bärenstein, keiner Gefahr sich versehend, 
ihm solches gewährt und zu ihm vors Haus getreten, thut der Böse- 
wicht mit einer Armbrust auf ihn drei Schüsse, doch ohne Schaden. 
Der von Bärenstein rufet in der Eile seine Leute herbei, folget den 
Räubern auf dem Fuße nach, welche er auch über dem Rittersitze Rein- 
hardtsgrimma, damals denen von Karras zuständig, erreichet. Ob nun 
gleich Wittich und seine Gesellen der Wehr wohl kundig, so hat doch der 
von Bärenstein die Oberhand behalten, den Räuber erlegt und umge- 
bracht, sein Raubhaus, so auf steilem hohen Felsen an der Müglitz 
gelegen, eingenommen und zerbrochen, wiewohl dieser Ort von ihm 
□– auf den heutigen Tag noch Wittichs Schloß genannt wird. Auf der 
  
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