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Stelle, wo der Räuber erlegt worden, steht ein Kreuz. Der Au
Weichold von Bärenstein aber hat die ihm gebotene Belohnung groß-
mütig ausgeschlagen und erklärt, daß er diese That bloß, um dem
Vaterlande zu dienen, verrichtet habe.
730. Die dürre Bretmühle im Pöbelthale.
(Mündlich.)
In dem schönen Pöbelbachthale oberhalb Schmiedeberg liegt die
Putzmühle, so genannt, weil man früher hier das Silbererz, welches
man in der Nähe grub, „geputzt“, d. h. gereinigt haben soll. Ober-
halb dieser Mühle sieht man dann die Uberreste einiger Grundmauern
und die Spuren eines Wassergrabens; hier lag die dürre Bretmühle,
welche ihren Namen von dem Umstande führte, daß sie häufig nicht
genug Wasser hatte. Daselbst ist es einst geschehen, daß Räuber ein-
brachen, welche den Müller auf einen Klotz banden und mit durch-
sägen ließen. Seitdem ist die Mühle liegen geblieben, niemand wollte
mehr in derselben wohnen, und so ist sie dann nach und nach verfallen.
731. Der schwarze Teich auf Henneberg und der Teufelsstein bei
Johanngeorgenstadt.
(Nach einer novellistischen Bearbeitung im Unterhaltungsblatte zum
Erzgebirgischen Volksfreund, 1884, No. 53.)
Als noch in unseren Gauen und insbesondere auf dem Erzge-
birge das Christen= und Heidentum mit einander im Kampfe lagen,
wohnte auf einer Burg im Egerthale ein böser Ritter. Zwar war
derselbe als Christ getauft. worden, jedoch hatte er im Herzen noch
nicht dem Heidentume entsagt, und Raubzüge und blutige Fehden
galten ihm für kein Unrecht. Das Gegenteil von ihm war seine
fromme Gemahlin, welche mit Hülfe ihres Bruders, der als Einsiedler
in der Nähe der Burg lebte und oft in derselben verkehrte, ihre beiden
Kinder, einen Sohn und eine Dochter, christlich erzog. Dem wilden
Gemahl aber mißfiel die Frömmigkeit von Frau und Kindern, und
ganz besonders erzürnte er sich über seinen Sohn, weil derselbe keinen
Gefallen an dem wilden Waffenhandwerke fand. Als er nun einst zu
einer Fehde gegen den ihm verhaßten Burgherrn von Königsberg aus-
zog und seinen Sohn, obschon derselbe des Königsbergers einzige Tochter
innig liebte, zwang, daran teilzunehmen, geschah es, daß der Sohn
beim Ritte von der Burg vom Pferde stürzte und verwundet ins
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