Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

einst ein altes Schloß stand. Von den Ruinen ist seit einer Reihe 
von Jahren nichts mehr zu sehen, da man die Steine bei einem Wege- 
bau verwendete. Die Sage erzählt nun, daß nach dem Schlosse eine 
kupferne Wasserleitung von dem Brunnen auf dem Burgberge geführt 
habe und daß dasselbe von einem gewissen Hegewald niedergerissen 
worden sei. Die Steine verwendete derselbe zum Aufbau des jetzigen 
Rittergutes. Als das Schloß niedergerissen wurde, fand dieser Hege- 
wald (er hieß mit dem Vornamen Zacharias, wurde 1670 geboren 
und starb 1731), wie der Volksmund erzählt, in dem Gemäuer einen 
großen Schatz, den er in einem Sacke auf der Schulter nach dem 
neuerbauten Rittergute trug. Die Last war aber so schwer, daß sie 
ihn auf dem Wege erdrückte. Früher soll auch in dem Rittergute ein 
Bild zu sehen gewesen sein, welches diese Begebenheit darstellte. 
740. Tauben verraten das Schloß Schönfels. 
(Köhler, Volksbrauch 2c. S. 623.) 
Das Schloß Schönfels bei Zwickau soll einst rings von einem 
großen Walde umgeben gewesen sein, so daß man es nicht sehen und 
schwer auffinden konnte. Einst wollte es der Feind erstürmen und 
suchte es lange; und hätten nicht Tauben, die man im Schlosse hielt 
und welche ab und zu flogen, die Richtung verraten, so hätte man 
noch lange suchen können. 
  
741. Schön-Guta von Hassenstein. 
(Nach Ed. Heger in der Erzgebirgs-Zeitung, 1881, S. 143 2c.) 
Eine halbe Stunde vor dem Bergstädtchen Platz liegen die von 
einem dreifachen Walle umgebenen Ruinen des Schlosses Hassenstein. 
Nach einer Sage wurde dasselbe in der Mitte des 11. Jahrhunderts 
von einem Reichsritter Emerich erbaut, welcher mit dem Grund und 
Boden von dem Kaiser Heinrich III. für geleistete Kriegsdienste und 
besonders für seinen Beistand in der Heerfahrt gegen den Böhmenherzog 
Achilles Bratislav belehnt worden war. Sieben Jahre dauerte der 
Bau, und als er beendigt war und der Ritter einzog in sein statt- 
liches Bergschloß, da nahm er sich vor, als Gebieter Gerechtigkeit, 
aber auch die vollste sittliche Strenge walten zu lassen. Um seine An- 
schauungen von Recht und Sittlichkeit zum Ausdruck zu bringen, that 
er ein Gelübde sonderbar und folgenschwer. Er gelobte, diejenige Be- 
wohnerin des Schlosses, welche ihre Ehre verlieren würde — und 
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