Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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nach jenem Gelübde lebendig hier begraben müssen. Da ließ Emerich 
den Leichnam des ermordeten Priesters an jener Stelle bergen. Doch 
damit konnte er die Erinnerung an das Geschehene nicht begraben; 
eine Stimme frug ihn fort und fort: Hast Du auch recht gethan? 
Sein Trotz wollte diese Frage wohl bejahen; doch er konnte damit die 
Stimme des Gewissens nicht betäuben, er ergab sich dem Trunke, um 
so Vergessenheit zu finden. Da geschah es eines Abends, daß er sich 
ruhelos umhertrieb; sein Schritt war unsicher, er wankte und stürzte 
über die jähen Stufen hinab, so daß seine Glieder an eben demselben 
Steine zerschellten, auf welchem der Schloßkaplan seine Seele ausge- 
haucht hatte. Die Knechte und Reisigen bereiteten dann das Begräb- 
nis ihres toten Herrn, und außerhalb der Burg, mitten im grünen 
Hag, wo es am kühlsten war und die Vögel am schönsten sangen, dort 
wölbten sie den Hügel des Ritters, und dann zerstreuten sie sich, 
denn sie wollten nicht mehr bleiben an der Stätte mit dem fluchbe- 
ladenen Steine. Und sprachen sie in der Folge von der Burg, so ver- 
säumten sie nicht, den Ort des Übels zu kennzeichnen: „Haß dem 
Stein!“ Aus dieser Redensart aber entstand im Laufe der Zeit der 
Name „Hassenstein.“ 
Und die schöne Guta? Die Leute erzählten oft, daß im Kloster 
eine Nonne sei, die man immer weinen sehe, das Gesicht gegen die 
kalten Eisenstäbe des Fensters gedrückt. Und der Ritter aus den 
meißnischen Landen? Der blieb auch im Kloster, denn er hätte keine 
Freude mehr gefunden draußen ohne Guta. Aber die Söhne Ritter 
Emerichs? Die hatten das Kreuz genommen und waren mit Peter dem 
Einsiedler ins heilige Land gezogen und man hat nie mehr von ihnen 
gehört. 
Das erledigte Hassenstein erwarben später die Herren von Schön- 
burg, welche auch in der Nachbarschaft, bei Klösterle, eine Feste be- 
saßen, deren Ruine von den Anwohnern heutzutage „Schömmerich“ 
genannt wird. 
742. Die heldenmütige Herrin des Schlosses Hartenberg. 
(Joh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung 1882, S. 26.) 
Zur Zeit der Hussitenkriege lebte auf dem Schlosse Hartenberg, 
umgeben von nur wenigen Getreuen und unter der Obhut einer alten 
Dienerin Zdenka von Hartenberg, eine schöne achtzehnjährige Jungfrau. 
Seit einer Reihe von Jahren mutterlose Waise, entriß ihr auch das 
Schwert eines wütenden Taboriten vor kurzem den Vater, und ihr 
*se Anverwandter, Jodok von Pichlberg, ein eifriger Utraquist, 
  
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