Trompeterfelsen, an welchen sich eine Art Harrassage knüpft. 541)
sächsischer Trompeter wird von Oelsa her von Feinden hart verfolgt
und steht plötzlich auf einer Waldblöße vor dem Abgrunde. Den Tod
vor und hinter sich sehend, sprengt er über den Abhang in die Weißeritz.
Sein Pferd zerschellt, er aber kommt mit dem Leben davon, steigt
auf die dem Felsen gegenüber liegende Höhe und bläst dort ein „Nun
danket alle Gott.“ Die erbitterten Verfolger sandten ihm Schüsse nach
und eine Kugel streckte ihn nieder.
Andere erzählen, die Kugel sei ihm zwischen Hand und Mund
durch die Trompete gefahren, dieselbe unbrauchbar machend. Die
Trompete sei in das alte Messing gewandert, das Loch aber noch in
einem Altertumsmuseum zu sehen.
765. Der Kärrner zu Stollberg.
(Nach Ziehnerts poet. Bearbeitung bei Gräße a. a. O. No. 575.)
In der letzten Zeit vor dem 30jährigen Kriege lebte zu Stoll-
berg eine Witwe mit ihrer Tochter in einem kleinen Häuschen am
Ende der Stadt; das Häuschen war ihr von ihrem verstorbenen Ehe-
manne als einziges Erbe hinterlassen worden. Dem Hause gegenüber
wohnte ein junger Mann, der seinen Unterhalt damit fand, auf den
Dörfern mit verschiedenen Waren herumzuziehen, die er auf einem
kleinen Wagen, welchen sein Hund zog, mit sich führte. Nun war der
junge Mann längst der Tochter der Witwe gut gewesen und auch diese
hatte ihn immer gern gesehen; da traf es sich, daß er gerade am
heiligen Christabende mit ihr von seiner Liebe sprach und sie fragte,
ob sie sein Weib werden wolle. Das Mädchen sagte freudig ja, und
beide teilten der alten Mutter die frohe Neuigkeit mit und feierten so
recht in Herzenslust den heiligen Abend. Allein plötzlich sprang der
Kärrner auf und erklärte, er könne nicht länger bleiben, er müsse
noch in das benachbarte, 1½ Stunde von der Stadt gelegene Witten-
dorf das später durch den Krieg zur wüsten Mark ward, um dorthin
bestellte Waren zu schaffen. Zwar bat ihn seine Braut, nur diesen
Abend zu bleiben, es sei ihr so ängstlich zu Mute; allein der Kärrner
lachte sie aus und meinte, es sei ja Mondenschein, er habe den Weg
schon so viele male bei schlechterem Wetter und im Finstern gemacht,
er werde ihn also auch heute nicht verfehlen. Er ließ sich nicht halten,
sein Mädchen aber setzte sich traurig an den Spinnrocken und versuchte
sich die Zeit mit Spinnen zu vertreiben. Aber in ihrer Herzensangst
t ihr häßliche Bilder vor, die Spindel und das Garn schienen
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