Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
mN— welche an seinem hier und da feuchten Fuße sich aufzuhalten 
pflegten, erhalten haben soll. Es wird erzählt, daß er erst durch einen 
Tuchmacher aus Auerbach, namens Kraut, seit 1727 allgemein bekannt 
und seitdem auch fleißig benutzt worden sei. Jener Kraut, welcher ein 
eigener seltsamer Mensch und ein etwas lockerer Mann, der nicht im 
besten Rufe stand, genannt wird, soll durch Holzhauer oder Kohlenbren- 
ner auf den harten und schimmernden Stein aufmerksam geworden sein, 
und er soll darauf heimlich Topase, die er schleifen ließ, und die er 
für hohe Preise unter dem Namen von Schreckensteinen oder Königs- 
kronen ins Ausland schaffte, gebrochen haben. Als er merkte, daß 
man seinem Schleichhandel auf die Spur kam, machte er seine Ent- 
deckung dem Kurfürsten August IIA bekannt, der den Felsen dem Herrn 
von Trützschler, welchem Grund und Boden gehörte, abkaufte und 
später einer Gewerkschaft überließ. 
  
771. Das Paradies zu Zwickau. 
(Nach Ziehnerts poetischer Bearbeitung bei Gräße, Sagenschatz d. K. 
Sachsen, No. 607.) 
In Zwickau, am rechten Ufer der Mulde, an der Straße, die 
von der Stadt nach Chemnitz führt, befindet sich noch heute ein Gast- 
hof, zum Paradies genannt, der ehedem aber das Ochsenhaus oder 
der Ratsweinkeller hieß und seinen jetzigen Namen von seiner schönen 
Lage erhalten haben soll. Nach einer Sage rührt derselbe aber von 
folgender, freilich unverbürgter Begebenheit her: Als Luther einst zu 
Zwickau war und seine Predigten einen solchen Eindruck auf das Volk 
machten, das dasselbe das Kloster oder den Grünhainer Hof stürmte, 
lockten die erbitterten Mönche Luthern eines Abends zu einem angeb- 
lichen Kranken in eine entlegene Straße, um ihn zu ermorden. Sie 
sendeten nämlich ein Weib in Luthers Haus, welches daselbst weinend 
aussagte, ihr Mann sei zum Tode krank und verlange vor seinem 
Ende noch einmal den frommen Herrn zu sehen. Auf solche Bitten 
ging Luther mit ihr und sie führte ihn durchs Tränkthor. Plötzlich 
öffnete sich ein Haus, das Weib entsprang und aus dem Hause stürzte 
voller Wut der Mönche Troß. Jedoch gelang es dem großen Refor- 
mator, sich ihren Händen zu entreißen und in ein offenstehendes Haus 
zu flüchten, dessen Thor er eilig durch den vorgeschobenen Riegel ver- 
schloß. Da zogen sich die Mönche still zurück; Luther aber sprach mit 
freudigem Blicke zum Wirte des Hauses, der ihn nach dem Grunde 
seiner Flucht fragte: „Die Kuttenträger lechzten lange nach +) 
  
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