777. Warum die Griesbacher Gemeinde keinen eigenen Pfarrer
hat.
(Mitgeteilt vom Lehrer Krauß aus Schneeberg.)
Das Dorf Griesbach bei Schneeberg hat wohl eine kleine Kirche,
aber keinen eigenen Pfarrer; das Pfarramt zu Griesbach ist nämlich
dem Diakonus von Schneeberg übertragen. Vom Volke wird nun er—
zählt, daß einst auch genanntes Dorf seinen eigenen Pfarrer gehabt
habe. Der letzte derselben soll eines Tages mit mehreren Gliedern
seiner Gemeinde nach dem nahen Lindenau gegangen sein und dort sich
in dem Biere etwas gütlich gethan haben. Auf dem Heimwege ent—
stand ein Streit, der immer hitziger wurde und damit endete, daß der
allein als Partei auf einer Seite stehende Pfarrer erschlagen wurde.
Dies geschah in dem Walde zwischen Griesbach und Lindenau. Der
Körper des Erschlagenen aber wurde in dem Walde verborgen und
noch heute soll sich die Gestalt dieses Pfarrers zu manchen Zeiten da—
selbst sehen lassen. Die Griesbacher Gemeinde hat aber seitdem keinen
eigenen Pfarrer mehr erhalten.
Nach der Kirchengalerie von Sachsen (8. B. S. 132.) ist die Griesbacher Kirche,
ehe das dortige Pfarramt von Schneeberg aus verwaltet wurde, stets ein Filial von
Neustädtel gewesen; sie hatte also niemals einen eigenen Pfarrer. Zu Beschützern
hatte sie St. Georg und St. Martin. Am Tage des heilg. Georg stand die Bild-
säule desselben zu Pferde vor der Kirchthüre und bei derselben wurden Almosen für
Arme gesammelt. Am St. Märtens-Tage aber saß der heil. Martin hoch zu Roß
vor dem Kirchthore, und die leichtgläubigen Bauernweiber brachten ihm, als einem
besonderen Schutzpatrone des Viehes, ansehnliche Opfer an Geld und andern Dingen.
(Kirchengalerie a. a. O.) Der heilige Martin trat bei der Gründung von Martins-
kirchen durch die deutschen Heidenapostel als Schimmelreiter an die Stelle Wuotans.
778. Wie das Schnorrsche Chor in der St. Wolfgangs-Kirche
zu Schneeberg eine Thür von außen erhielt.
(Kirchengalerie Sachsens, 8. B. S. 165.)
Nahe an der äußern Thüre zur Sakristei der Schneeberger St.
Wolfgangskirche führt auch eine schwarze eiserne Thüre nach dem Chor
der Schnorrschen Familie. Durch diese Thüre sind früher oft Diebe
in die Kirche eingebrochen, und so oft dies geschah, wurde die Thüre
fester und fester gemacht; jetzt hält man sie für unüberwindlich.
Über ihre Entstehung wird folgendes erzählt:
Der reiche Veit Schnorr von Carlsfeld, welcher um das Ende des
□s Jahrhunderts in Schneeberg lebte, wollte nicht gern durch die ganze
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