Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

Seinigen bei dem dortigen Pfarrer zu kommunizieren gedachte, diesem 
durch einen seiner Arbeiter mit der Meldung zugleich auch einen Dukaten. 
Das war Herkommen. Herkommen war aber auch, daß der Arbeiter 
im Pfarrhause Bier, Brot, Butter und einen Käse vorgesetzt erhielt. 
Eines Tages, als der Bote seine Herrschaft wieder zur Kommunion 
anmeldete und den Dukaten abgeliefert hatte, war die Frau Pfarrerin 
nicht zu Hause. Der Pfarrer war in Verlegenheit; Bier, Brot und 
Butter konnte er schaffen, aber keinen Käse. Doch da besann er sich, 
daß er einen damals noch seltenen und teueren Limburger Käse hatte. 
Diesen holte er und setzte ihn dem Arbeiter vor. Der Arbeiter aß zum 
Schrecken des Pfarrers mehr davon, als er erwartet hatte, weshalb 
letzterer ihn fragte, ob ihm der Käse schmecke. Auf die Bejahung sah 
sich der Pfarrer zu der Bemerkung veranlaßt, daß der Käse auch teuer 
sei. Darauf folgte die trockene Entgegnung: „Der Kas ist och dornoch.“ 
Der Arbeiter aß weiter. Endlich sprach der Pfarrer: „Ja, mein Lieber, 
ich muß nur noch bemerken, daß diese Art von Käse auch schädlich 
werden kann, wenn man zuviel davon ißt.“ „Wenn das ist,“ sprach 
der Bote, indem er das übrige Stück Käse einpackte, „da muß ich 
das Übrige meiner Frau mit nach Hause nehmen.“ 
Die Geschichte wurde ruchbar. Der Pfarrer ist jedenfalls sehr 
ausgelacht worden, und es hat sich bis zur Stunde die oben ange— 
führte Redensart in Eibenstock erhalten. 
  
c. Eine sprichwörtliche Redensart in der Schwarzenberger Gegend 
lautet: „Kein Hammerschmied stirbt, sondern er kommt von der 
Welt, man weiß nicht wie?“ Diese Redensart bezieht sich darauf, 
daß nicht mehr arbeitsfähige Hammerschmiede bettelnd von einem Ham— 
merwerke zum andern zogen und daß deshalb selten einer in der Heimat 
starb. (Merkels Erdbeschreibung von Kursachsen. J. 1804, S. 161.) 
  
d. „Man könne die sächsischen Eisenhämmer so wenig aufhalten, 
als die schwedischen Truppen,“ sagte ein schwedischer Quartiermeister, 
der 1712 im Hammerwerke Erla den großen Stabhammer im Niederfallen 
aufhalten wollte, dafür aber mit gelähmter Hand bezahlt ward. Der 
Quartiermeister hieß Schulze und stand beim Kavallerieregiment des 
Obersten Rosenstern. Die erzählte Begebenheit soll sich übrigens am 
27. Juni 1707 zugetragen haben und die angeführten Worte wurden 
beim Rückmarsche der Schweden auf der Schiffbrücke zu Pirna gesprochen. 
(Peck, Beschreibung des Chursächsischen Erzgebirges, 1. B. S. 103.) 
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