Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

das Haus bald gedreht, bald mit Steinen und Kot den Ge— 
fangenen geworfen, allerlei Schmach zu erleiden. (Oesfeld, Hist. Be- 
schreibung einiger merkwürdigen Städte im Erzgebirge, insonderheit 
der Hochgräflich Schönburg. freyen Bergstadt Lößnitz 2c. 1776, S. 11.) 
Auch in Leipzig gab es zwei solche Narrenhäuschen, das eine war bei den 
sogenannten Brotbänken am Naschmarkte und das andere an der Thomaskirche. Das 
erstere diente für Skandalmacher, Verläumder und losmäulige Frauen, während letz- 
teres unter geistlicher Jurisdiktion stand und für diejenigen bestimmt war, welche als 
Flucher und Gotteslästerer bezichtigt waren. In Oschatz ist noch jetzt (7) im Winkel 
nächst den Stufen, die durch den vom Ratsarchive gebildeten Schwibbogen vom 
Markte zum Stadtkirchhofe führen, das von Eisengitter nach Art eines Käfigs gebil- 
dete Narrenhäuschen vorhanden. (Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen, 1. B., S. 54.) 
  
i. Die Schlimmen von Dderan. 
(Staberoh, Chronik von Oderan. 1847, S. 197— 201.) 
Im Jahre 1645 begann zwischen Oderan und dem Ritter Niko- 
laus von Schönberg auf Börnichen der Streit wegen des Hirtenfeldes. 
Letzterer verlangte das Grundstück, welches bereits seit Jahren von der 
Stadt bebaut worden war, zurück, unter dem Vorgeben, daß es zu den 
Fluren von Börnichen gehöre. In das Dunkel über diese Angelegen- 
heit war kein Licht zu bringen, da die Urkunden in dem Kriege ver- 
brannt, die alten Leute aber, welche Auskunft hätten geben können, 
an der Pest gestorben oder geflüchtet waren. Nachdem der Prozeß 
beinahe 4 Jahre geschwebt hatte, ging der Schafmeister vom Rittergute 
Börnichen, Caspar Witte, nach Böhmen, um für seinen Herrn 100 
Stück Schafe zu kaufen, welche damals zu Tausenden für das ruinierte 
Böhmen aus Ungarn herauskamen. Der Schafmeister kam mit seinen 
Schöpsen glücklich bis auf die Eppendorfer Fluren, wo ihn eine Ab- 
teilung schwedischer Reiter anhielt und um 10 Schafe gegen Bezahlung 
bat. Doch der Schafmeister, rauh und trotzig wie sein Herr, und wohl 
wissend, daß die Schweden den Waffenstillstand achten mußten, ver- 
weigerte sie ihnen und trieb weiter. Allein die Schweden nahmen ihm 
nun die ganze Herde, schlugen ihn überdies und trieben die Schafe nach 
Oderan hinein, wo sie 50 Stück verkauften. Der geschlagene Schaf- 
meister kam nun mit seinem Anhange nach der Stadt und verlangte 
seine Schafe zurück. Da er sie nicht erhielt, so brach er wenige Tage 
darauf des Nachts in Oderan ein und stahl die letzten noch übrig ge- 
bliebenen 20 Stück. Er wurde aber noch auf Oderaner Gebiet ertappt 
und nun als Schafdieb in Oderan gefangen gesetzt. Es war jetzt für ihn 
wenig Gnade zu hoffen, da der Kurfürst, ergrimmt über die überhand 
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