s—N“ ¼2 Räubereien, befohlen hatte, jeden Diebstahl mit **5
Strange zu bestrafen. Der Prozeß wegen des streitigen Hirtenfeldes
wurde unterdeß fortgeführt, bis gegen 1650 das Endurteil kam, wel-
ches lautete, „daß diejenige der streitenden Parteien das fragliche Hir-
tenfeld bei Oderan auf ewige Zeiten in Besitz haben sollte, welche zuerst
ein Galgengericht darauf erbauen und solches auch zugleich mit einem
Verbrecher bestätigen würde.“ In einer und derselben Stunde wurde
dieser Spruch in Oderan und Börnichen bekannt gemacht. Der Ritter
von Schönberg sandte sogleich nach Meißen, einen Verbrecher dort ab-
zuholen, wo solche Räuber und Mörder, die der Krieg erzeugt hatte,
zu Dutzenden gefangen saßen und für Geld zu haben waren. Zugleich
wurde ein Galgen zusammengezimmert und des Abends der Hof ver-
schlossen, um ersteren am Morgen an Ort und Stelle aufzubauen.
In Oderan dagegen gab es weder Holz noch Zimmermann, ja
kaum Axt und Säge. Teurung und Pest hatten die Bewohner bis
auf 18 Bürger vermindert, welche an selbigem Tage eben erst aus
dem Niederlande mit einigen Säcken Korn zur Aussaat sowie zur
Speise heimgekehrt waren, denn die Not war in diesem Jahre noch
schrecklich. Man lief ratlos zu einander und beriet, wo ein Galgen-
gerüst herzunehmen sei, um das Feld zu behaupten. Am frühen
Morgen des zweiten Tages, als eben der Ritter von Schönberg seinen
Galgen nach dem Hirtenfelde abfahren lassen wollte, sah er mit Ent-
setzen durchs Fenster auf diesem Felde einen Galgen stehen und an
demselben schon seinen Schafmeister aufgehenkt, dessen Urteil der Rechts-
beistand der Oderaner, mit Namen Matthesius, zugleich mit aus Dres-
den besorgt und in die Stadt gesendet hatte. „Seht, seht die Schlim-
men von Oderan!“ rief da der Ritter seinen Leuten zu, und befahl
den Galgen wieder abzuladen. Daher die Redensart: „Die Schlimmen
von Oderan!“ Wie aber waren die Oderaner zu dem Galgen ge-
kommen? Zwölf der Bürger hatten die Galgensäule auf dem Gah-
lenzer Berge aus dem alten Hochgericht ausgegraben, herübergetragen,
aufgerichtet und den Schafdieb aufgehenkt. Der Ritter von Schönberg
aber schloß noch an diesem Tage mit den Oderanern Frieden.
k. „Je, daß dich der Bär herze!“
(Curiosa Saxon. S. 47. Darnach Gräße, Sagenschatz, Nr. 494.)
Im Jahre 1631 hat eine Jungfer nicht weit von Hundshübel das
Vieh von Waldhäusern auf die Weide getrieben, da sie sich dann hin-
gesetzt und nach erzgebirgischer Art, um sich die Zeit zu vertreiben, ge-
□ Ehe sie sich's nun versieht, kommt ein großer Bär hinter
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