784. Die Bäuerin in Frohnau.
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen. Anhang No. 28.)
In den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts, als das Berg-
gebäude „himmlisches Heer“ bei Kunnersdorf noch 1400 Ilgr. viertel-
jährliche Ausbeute für den Kux gab, baute auch eine Bäuerin in
Frohnau als Gewerkin an jenem Gebäude mit und ward dadurch in
kurzer Zeit sehr reich, wußte aber nicht im Glücke mäßig zu sein
und trieb allerlei Unfug der Verschwendung. So z. B. badete sie
sich täglich in dem teuersten Weine, den sie aufzutreiben wußte, und
um nun denselben nicht umkommen zu lassen, so gab sie ihn, mit
Semmelbrocken vermischt, den Armen als Kaltschale zu trinken. Diese
wußten nicht, was die Bäuerin erst mit dem Weine gemacht hatte,
aßen mit vieler Lust und dankten der reichen Geberin viel tausend
Mal für die köstliche Erquickung. Aber als sie die Badegeschichte
erfuhren, da ekelte sie und warfen der übermütigen Bäuerin die Fen-
ster ein und sangen Spottlieder auf sie, so daß sie sich nicht mehr
öffentlich sehen lassen durfte. Übrigens muß sie auch noch andere recht
unziemliche Dinge verübt haben, denn der Klerus war darüber so er-
zürnt, daß er Gott öffentlich bat, den Bergsegen zu vermindern.
Ein Andenken an diese Bäuerin ist das Berggebäude „die Bäue-
rin“ am Schottenberge, welches sie aufgenommen haben soll.
785. Die beiden Brüder zu Frohnau.
(Hering, Gesch. d. Sächs. Hochlandes. 1828. II. S. 42.)
Im Dorfe Frohnau bei Annaberg befanden sich im Jahre 1544
zwei Brüder, die zusammen ein Gut hatten, eines Sonntags im Wirts-
hause und hatten etwas zu viel getrunken. Nur um sie zu necken,
raunt ihnen einer zu, es habe sich ein Dieb in ihr Feld geschlichen
und raube dort die Früchte. Sie springen hastig auf, ergreifen ihre
Schwerter und nahmen die Abrede, daß der eine von dieser, der an-
von jener Seite das Feld durchsuchen solle, damit der Dieb nicht ent-
wische. So schleichen sie denn heran und als einer den andern im
Dunkel erblickt, stürzen sie in der Meinung, daß es der Dieb sei, auf
einander los und einer erhält eine tödliche Wunde. Bei seinem Hülfs-
geschrei erkennt ihn der Sieger als seinen Bruder, man eilt herbei
und als der schwer Getroffene noch in derselben Nacht an seinen Wun-
den stirbt, ergreift der unglückliche Brudermörder die Flucht, und er-
hielt nur unter der Bedingung Verzeihung von dem Herzoge Moritz,
daß er seinen Anteil an dem Gute an die Frau und Kinder des Er-
schlagenen abtrat. Der Fleck aber, wo jener Mord geschah, wird noch
nt gezeigt.
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