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Auch dieses Fastnachtsspiel war jedenfalls ein Überrest der alten Frühlingsfeste;
seine Bedeutung ist aber hier sehr verwischt worden. Der in Reisig und Moos ge-
hüllte Mann sollte den Frühling, der Strohmann dagegen den Winter darstellen.
Ursprünglich haben beide wohl miteinander gekämpft, bis der Frühling den Winter
besiegte. Daß solche Kämpfe zwischen den persönlich dargestellten Jahreszeiten Win-
ter und Frühling (Sommer) wirklich, z. B. in Schweden und Gothland, dargestellt
worden sind, dafür bringt Jac. Grimm in seiner deutschen Mythologie mehrerer
Beispiele; auf S. 440 heißt es daselbst: Ein vermummter Sommer und. Winter,
jener im Ephen oder Singrün, dieser in Stroh oder Moos gekleidet, traten auf und
kämpften so lange miteinander, bis der Sommer siegte. Dann wird dem zu Boden
geworfenen Winter seine Hülle abgerissen, zerstreut, und ein sommerlicher Kranz oder
Zweig umhergetragen.
man vor dem dreißigjährigen Kriege; aber darnach sind sie a
gekommen.
802. Der Streittag der Freiberger Bergleute.
(Gießler, Sächs. Volkssagen (Stolpen o. J.), S. 271.)
In Freiberg kehrt alljährlich am Tage Maria Magdalena, den
22. Juli, ein besonderer Bergfeiertag wieder, an welchem vormittags
im Dome eine große Kirchenparade der Bergleute und eine Bergpredigt
abgehalten wird. Bei Gelegenheit im Jahre 1737 angestellter Erörte-
rungen ergab sich, daß die Freiberger Bergleute bis dahin den Maria-
Magdalena-Tag angeblich seit länger als 200 Jahren am sogenannten
Hungerborne gefeiert hätten, woselbst sogar zu Zeiten gepredigt worden
sein sollte. Dieser Brunnen, welcher wegen seines guten und reichlichen
Trinkwassers besonders von den benachbarten Huthäusern stark benutzt
wurde, lag etwa eine Viertelstunde nordwestlich von dem Huthause
„Beschert Glück“ im Ratswalde und ist erst im Jahre 1790 infolge
der von „Beschert Glück“ betriebenen Grubenbaue weggefallen. Eine
Meinung der damaligen Bergleute schreibt den Ursprung seines Namens
einer Frau Maria Magdalena Hunger zu; die Veranlassung zum Fest-
tage, dessen althergebrachte Feier sich die Bergleute 1737, als solche
auf den nächsten Sonntag verlegt werden sollte, „erstritten“ haben,
soll sich aber daher schreiben, daß die Kurfürstin Magdalena Spybilla,
Witwe des Kurfürsten Johann Georgs II, als sie ihren Namenstag
am Hungerborne feierte, den Bergleuten für alle Zeiten ihren Namenstag
daselbst zu feiern angeordnet habe. Gewiß ist, daß die Bergleute bis
zum Jahre 1737 die Umgebung des Hungerbornes als einen gewohn-
ten Versammlungsplatz betrachteten und als solchen benutzten; ja noch
in unserm Jahrhunderte fand daselbst zu gewissen Zeiten im
□ besonders Pfingsten, ein großer Zusammenfluß von Personen
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