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Anhang.
809. Der Wegzug der Zwerge.
(A. Stropnitzky in den Mitteilungen des Nordböhm. Excursions-Clubs,
1885, S. 120.)
Am rechten Ufer der Eger liegt bei dem Dorfe Sosau eine
Bauernwirtschaft, deren Besitzer schon seit Menschengedenken den Dienst
von Fährleuten versehen haben. Eines Tages kam nun zu dem Bauer
ein kleines Männchen und sagte, er wäre der Zwergkönig und wolle
mit seinem Volke aus der Gegend auswandern, da die Leute schon das
Brot in den Ofen und die Knödel in den Topf gegeben hätten. Der
Fuhrmann möge sich für seine Arbeit eine Mütze voll Gold oder für
jeden Zwerg einen Pfennig wählen. Der Bauer wählte das Erstere.
Am nächsten Morgen kamen die Zwerge, aber alle unsichtbar; nur
durch den Lärm, den sie verursachten, wurde es dem Bauersmanne
klar, daß er sein Werk beginnen könne. Er band also den Kahn los,
und tief sank dieser in das Wasser, so schwer war er beladen. Doch
sah der Fährmann niemanden. Bereits den ganzen Tag hatte er schon
gearbeitet, und noch immer war kein Ende. Als er nun von neuem
leer herübergekommen war, trat der Zwergkönig zu ihm heran, lobte
ihn und gab ihm den bedungenen Lohn. Zugleich sagte er, daß er
noch einmal hinüberfahren müsse. Der Fährmann war in den Kahn
gestiegen und der Zwergkönig folgte ihm. Als sie nun in der Mitte
der Eger waren, fragte der Zwergkönig, ob der Fuhrmann nicht se-
hen wolle, wie viel Zwerge er hinüber gefahren habe. Und als der
Fährmann diesen Wunsch äußerte, so schlug der Zwergkönig mit seinem
Stabe in die Lüfte, und nun sah der Fährmann die ganze Straße und
die benachbarten Felder mit Zwergen erfüllt. Doch nur einen Augen-
blick währte es, und alles war wieder vorbei. Seitdem sind die Zwerge
aus der Gegend verschwunden.
In No. 186 bezieht sich diese Sage auf den Wegzug der Holzweibchen.
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