sondern müsse liegen bleiben. Solches besorget Kunz selbst, sintemal er
ihn von Mitternacht bis nun fast gegen Mittagszeit auf einem schnell
trabenden Rosse geführet. Deswegen behielt er einen Reiter bei sich
und stieg vom Pferde ab, in Mangel anderer Speise dem Herzoge im
Walde Erdbeeren abzupflücken; seine andern Reiter, derer fünf gewesen,
hieß er ein wenig auf den Halt voranreiten, er aber spazierte im
Walde mit dem Prinzen ein wenig abseits, Erdbeeren zu suchen. In
diesem Walde arbeiteten aber unterschiedliche Köhler. Von denen war
ein Junge, namens Urban Schmidt, gen Geyer geschickt worden, einen
Kober voll Brot, Salz und andere nötige Dinge zu holen. Dieser
Junge hatte das Anschlagen der Glocken gehört, dazu vernommen, wie
die große Glocke von gemeldetem Stürmen geborsten und die Rede ge—
gangen, es hätte der Feind zu Altenburg einen Einfall gethan, das
Schloß erstiegen und einen großen Raub weggeführet. Weil man nun
dazumal von keinem Krieg noch Feinde wußte, der Junge auch nicht
mehr erzählen konnte, so gerieten die Wäldler oder Köhler in große
Verwunderung und Bestürzung.
Dazwischen begab sichs, indem Kunz von Kauffungen mit dem
Prinzen und seinem Reiter über dem Erdbeersuchen etwas tiefer vom
Wege ab im Walde spazierten, und am Fürstenberge, der von dieser
Geschichte den Namen bekommen, Beeren pflückten, daß durch sonder—
bare Schickung Gottes ein Köhler, mit Namen Georg Schmidt, welcher
in der Gegend ohnweit Grünhain und dem Dorfe Raschau Kohlen be—
reitet, im Walde sich umzusehen daher kommet und seinen Hund bei sich
hatte. Dieser Hund wird fremder Leute innen, schlug also bellend an
und führete seinen Herrn, den genannten Köhler, welcher einen dichten
Schürbaum zum Waldgewehre in der Hand hatte, an den Ort. Die—
ser Köhler siehet, daß Kunz ein Panzerhemd anhatte, auch ein Pferd
an der Hand führte, dazu, daß der bei ihm befindliche Knabe schön,
zart und adliger Gebärden; lässet sich daher bedünken, es möge nicht
recht zugehen, und fraget trotzig, wie der Wäldler Art ist, von wannen
er mit dem Knaben komme und wo er hinaus wolle? Darauf ihm Kunz
antwortete: Es sei ein böser Bube, der seinem Herrn entlaufen, dem
müsse er ihn wieder bringen. Wie sie aber miteinander ein wenig
fortgehen, fällt Kunz von Kauffungen in dem Gestrüppe, Gebüsche
oder Hecken, darinnen er mit seinen langen Sporen hängen blieb, und
konnte wegen der schweren Rüstung, und daß er das Roß an der
Hand nicht wollte fahren lassen, nicht wohl wieder aufkommen. Da er
nun also lieget, spricht Prinz Albrecht heimlich zum Köhler: Ich bin
ein Fürst von Sachsen, mache mich los, mein Vater soll dirs wohl
vergelten. Darauf Jan Schweinitz, Kunzens Reisiger, sein Schwert
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