Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

über den Prinzen gezogen, daß nicht viel gefehlet, er hätte ihn 5 
bracht. Sobald der Köhler solches vernommen, auch des Reiters Ernst 
gesehen, erinnert er sich der oben gemeldeten Zeitung, die der Junge 
von Geyer mitgebracht, glaubet des Prinzen Rede, spricht dem Reiter 
ernstlich zu, solche Gewalt bleiben zu lassen, hetzet seinen Hund an, 
welcher sich sehr laut machet, Schweinitzen anfällt und stattlich zurück- 
hält; er aber hat mit seinem Schürbaume auf Kunzen, welcher wegen 
seiner Rüstung nicht flugs hat aufkommen können, so wohl als auf 
den Reiter tapfer zugeschlagen, hätte auch vielleicht Kunzen totgeschmissen, 
wenn nicht der Prinz treulich gewehret und für ihn gebeten. Da nun 
der Köhler sich mit Mund und Händen sehr gereget, der Hund auch 
trefflich gebellt, läuft des Köhlers Weib aus dem Kohlenkrame auch 
herzu und siehet, was für ein Streit da ist. Als sie ihren Mann 
auf Kunzen schlagen siehet, denket sie, es seien Räuber da und giebt 
alsbald das gewöhnliche Waldzeichen, so die Köhler im Gebrauche 
hatten, daß sie mit einem großen Messer oder Zschörper auf eine 
Holzaxt schlagen. Hierauf liefen alsbald andere Köhler mit Axten und 
Schürbäumen zu, nahmen Kunzen und seinen Reiter gefangen, den 
Prinzen führeten sie in einen Kohlkram, gaben ihm schwarz Brot zu 
essen und Wasser zu trinken, zeigeten es auch unverzüglich der Obrig- 
keit, nämlich dem Abte des Klosters Grünhain an, welcher alsbald 
Befehl gab, die vorangeschickten fünf Reiter auch aufzusuchen, und also 
geschahe es, daß noch diesen Tag, welcher war Kilianitag, Kunz von 
Kauffungen mit sechs seiner Gesellen in gefängliche Haft gebracht wurde. 
Diese Gefangenen überantwortete der Abt noch denselben Tag dem 
Oberamtmann von Schönburg auf Glauchau und Hartenstein nach 
Zwickau, welcher sie festsetzen und die übrigen ferner verfolgen ließ. 
Die übrigen Prinzenräuber, Wilhelm von Mosen, Wilhelm von 
Schönfels und andere, welche den Prinzen Ernst mit sich führten, 
hatten versucht beim Pfarrherrn zu Hartenstein einzusprechen, allein 
der Pfarrherr war nicht daheim und sie konnten deshalb keine andere Zu- 
flucht finden, als daß sie sich in dem Walde nahe bei der Mulde, über 
dem Schlosse Stein, in eine entlegene Höhle oder Steinkluft versteckten. 
Denn sie höreten den Sturmschlag und konnten aus dem Getümmel 
die Verfolgung wohl ermessen. Zu dem brach das Geschrei, daß Kunz 
und etliche seiner Reiter gefangen und der junge Prinz Albrecht erlöset 
wäre, geschwinde aus, welches sie meisterlich erkundeten, auch besorge- 
ten, es möchte ihnen gleichfalls nicht anders gehen; denn die Pferde 
waren ihnen bereits abgejagt und guter Rat teuer. In solcher Gefahr 
vergaßen sie des gemachten Vergleichs und waren entschlossen, sich mit 
□n Prinzen auf kurfürstliche Gnade zu ergeben. Deswegen schickten 
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