Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
) 
"1l Umgebung hat sich vorzeiten eine Frauengestalt sehen lassen. Anfangs 
erschien dieselbe als weiß gekleidete Jungfrau, später aber als altes 
Mütterchen. In dieser Gestalt ist sie noch vor einigen Jahren von 
Holzlesern gesehen worden. 
  
46. Die Jungfrau auf dem Pöhlberge bei Annaberg. 
(Br. Grimm, deutsche Sagen, I. No. 11.) 
Bei Annaberg liegt vor der Stadt ein hoher Berg, der Pöhl- 
oder Pielberg genannt, darauf soll vor Zeiten eine schöne Jungfrau 
verbannt und verwünscht sein, die sich noch öfters um Mittag, weshalb 
sich dann niemand darf sehen lassen, in köstlicher Gestalt, mit prächtigen 
gelben, hinter sich geschlagenen Haaren zeigte. 
  
47. Die Jungfrau des Lauterstein bei Zöblitz. 
(Wg. im „Glückauf“, 2. Jahrg. No. 5.) 
Einst hütete ein junger Hirte aus Lauterbach seine magere Herde 
bei der Ruine Lauterstein und legte sich auf den weichen warmen Rasen, 
um sich zu sonnen. Schon wollte er zu Mittag eintreiben, als er ein 
Geräusch hinter sich hörte. Er sieht sich um und erblickt eine Jungfrau, 
groß und stark, in einer Kleidung, wie sie niemand mehr trug; dieselbe 
war beschäftigt, Laub zusammen zu rechen. Freundlich kommt sie auf 
den Hirten zu, steckt ihm alle Taschen voll Laub und verschwindet, als 
er sich nach ihr umsieht. Voll Verwunderung und innerem Grauen 
treibt der Knabe seine Herde eilig nach Hause. Hier erzählt er bei 
Tische von der Erscheinung, greift in die Tasche nach dem Laube und 
zeigt es vor. Welch Wunder! Die Blätter hatten sich in eitel Gold 
verwandelt. Noch an demselben Tage gingen seine Leute in die Gegend 
der Ruine, um Laub zu rechen. Sie brachten ganze Säcke davon nach 
Hause, aber es war und blieb Laub. Der Hirtenknabe kaufte später 
das Lehngericht in Lauterbach; aber die goldspendende Jungfrau hat 
er nie wieder gesehen. 
  
48. Die Jungfrauen des Breiten= und Röthelsteins bei Beerheide. 
(Köhler, Volksbrauch im Vogtlande, S. 519.) 
An den Breiten= und Röthelstein bei Beerheide knüpft man folgende 
Sage: Im grauen Altertume sollen von Ellefeld bei Falkenstein aus 
zwei alte Jungfrauen hierher verbannt worden sein, die noch jetzt ihr 
Wesen in dieser Gegend treiben. Denn bald fahren dieselben in feuri- 
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