Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

57 Kutsche mit dergleichen Rossen bespannt vom Breitenstein über *r*l 
Göhlenbach zum Röthelstein, der dann seine Thore öffnet und sie auf- 
nimmt; bald gehen dieselben in schwarzen Kleidern um den Röthelstein 
spazieren. Zuweilen findet man dort die schönsten Silber= und Kupfer- 
münzen, die, wenn man sie aufgehoben und in die Tasche gebracht hat, 
aus derselben wieder verschwinden. — Auch wird erzählt, daß am Morgen 
des ersten Osterfeiertags die Jungfrauen des Nöthbelsteins tanzen. 
  
49. Verwunschene Schloßfräulein hängen Wäsche auf. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 88.) 
Vor Jahren ging ein Mann im Graslitzer Amtshofe herum. 
Da bemerkte er auf dem Hausberge mehrere verwunschene Schloßfräu- 
lein, die eben Wäsche aufhingen. Um sich zu überzeugen, daß er sich 
nicht täusche, ging er auf den Berg, der Stelle zu, wo das Linnen 
aufgehängt war. Allein je weiter er ging, desto weiter schien sich das. 
Linnen zu entfernen. Endlich stand es stille. Als er aber darauf los- 
ging, verschwanden die Jungfrauen und auch das Linnen und statt des 
letzteren sah er eine Masse von Spinnweben, die ihn so dicht umhüllten, 
daß er sich nur mit Not herausfitzen konnte. 
50. Die Jungfrau auf dem Braunstein. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 44.) 
Droben am Braunstein zwischen Schlackenwerth und Joachimsthal 
hat ein verwunschenes Schloß gestanden, das ist mit einer verwunschenen 
Jungfrau und vielen Schätzen versunken. Holt sie einmal ein recht 
frommer Mann, dann wird er mit ihr auch die Schätze heimführen. 
Der Petermüller unten hat es mit seinen eigenen Ohren zu Ostern 
jedesmal in der Passionszeit gehört, wie da die Jungfrau im Berge 
drinnen geweint, und bald darauf hörte er auch einen solchen Engelge- 
sang, wie ihn die Leute niemals vernahmen. Die Jungfrau hat noch 
niemand zu holen versucht. 
An einem heißen Augusttage des Jahres 1848 schritt um die 
elfte Vormittagsstunde ein Mann aus Joachimsthal heiteren Sinnes 
an der „Petermühle“ vorbei. Seine Verwunderung war nicht gering, 
als er bemerkte, daß die Müllerin, seine Verwandte, auf der unterhalb 
der Mühle gelegenen Wiese Heu wendete, da doch Sonntag war. Über- 
zeugung kann nicht schaden, dachte sich unser Joachimsthaler und ging 
in die Mühle, um dort nach der Ursache zu fragen, daß die Frau des 
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