Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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In Neudorf berichtet die Sage von einem zweiten Kameraden 
des Katzenhans, dem Bachreiter, der zuweilen des Nachts den Sehma- 
bach auf= und abwärts durchreitet und durch sein Erscheinen Unglück 
verkündet, wenigstens macht er darauf aufmerksam, daß in der Nähe 
des Ortes, wo die Hufeisen seines Rosses Funken schlagen, bald ein 
Feuer entstehen werde. 
Von einem Bach= oder Schimmelreiter erzählt auch die schwäbische Sage. 
Derselbe reitet die Wald= und Wiesenthäler entlang, folgt dem Laufe des Wassers 
oder setzt durch dasselbe des Abends hindurch. Die ihn Begegnenden führt er irre. 
Sein Roß har er sich aus dem Meere geholt, vor Sonnenaufgang stieg der herr- 
liche Schimmel daraus hervor, ließ sich vom Reiter an den Ohren fassen und ihn 
aufsitzen, trug ihn ohne Sattel und Zaum, wohin er wollte. In den Fahrten dieses 
geisterhaften Reiters lassen sich Nebelbilder erkennen. (Mannhardt, die Götter der 
deutschen und nord. Völker, S. 54.) 
69. Der Rachhals zu Aue. 
(Nach einer Mitteilung von C. Vieweg aus Aue.) 
In früheren Zeiten lebte in Aue ein Förster mit Namen Rach- 
hals. Derselbe war rauh in seinem Wesen und flößte allgemeine 
Furcht ein, so daß man seiner Person so viel wie möglich aus dem 
Wege ging. Nach seinem Tode ging die Sage, Rachhals sei in eine 
finstere Kammer seines Hauses, durch welche eine Esse führte, verbannt 
worden und spuke darin um Mitternacht. Die Kammer hatte nur 
ein kleines Fenster nach dem Hofe, und es wurde erzählt, sobald die- 
ses Fenster geöffnet werden würde, sollte Rachhals erlöst sein, gleich- 
zeitig aber würde auch das Haus abbrennen. Das Haus stand in der 
Nähe des jetzigen Gasthofs zum Engel. Als daselbst im Jahre 1859 
Feuer ausbrach, wurde auch das ehemals Rachhals'sche Haus ein 
Raub der Flammen. 
70. Das Hammergespenst. 
(Chr. Lehmann, Hist. Schauplatz, S. 944 und 945.) 
Im Jahre 1670 den 30. September hat sich in einem Bergorte 
zugetragen, daß ein Mann seinen Sohn von 13 Jahren in Verrichtung 
über Feld ins nächste Dorf schickte. Als der Knabe wieder zurückgeht, 
begegnet ihm sein gewesener Pate, ein Hammerherr, der schon vor 
zwei Jahren gestorben war, in der Gestalt, wie er ihn hatte im Sarg 
angezogen gesehen, der sieht ihn an und spricht: „Siehe Pat, bist Du 
es? Steht mein Hammer noch? Ist er noch nicht weggebrannt?“ Der 
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