Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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71. Der unheimliche Hansmichel. 
(E. Heger und J. Lienert, Ortskunde des Dorfes Schmiedeberg i. B. 
1879. S. 60.) 
Zuweilen kann man in und bei Schmiedeberg einen Umzug, ähn— 
lich der wilden Jagd, beobachten. Von Norden, über die Schmied— 
stättheide, kommt nämlich hoch in den Lüften der unheimliche Hans— 
michel dahergebraust. In einem mit Ziegenböcken bespannten Wagen 
stürmt er beim Glaserbergel über den Ort und verschwindet im Walde. 
Während seiner rasenden Fahrt läßt er den Ruf „Hoho! Hoho!“ er— 
schallen, bethört dadurch die Wanderer in der Waldung und leitet sie 
auf falsche Wege. Früher hauste der unheimliche Hansmichel auch 
mit besonderer Vorliebe am sogenannten Hammerwege. Nach der 
Sage soll er Herr des ehemaligen Weiperter Spindlerhofes gewesen 
und irgend einer großen Ungerechtigkeit wegen zu dieser ruhelosen Luft— 
fahrt verurteilt worden sein. Sonst bösartig hat sich der unheimliche 
Hansmichel nie gezeigt. 
72. Der rote Hohensteiner. 
(Heger und Lienert, Ortskunde von Schmiedeberg i. B., S. 61.) 
Der hohe Stein ist ein nächst Neugeschrei bei Schmiedeberg her- 
vorragender steiler Felsen, von dem man eine schöne Fernsicht gegen 
Westen und Norden, nach Sachsen in die Gegend von Dresden, Zwickau 
und Altenburg genießt. „Denkmal der Freundschaft“ kann man auf 
seiner Plattform lesen; in die übrigen Wände sind aber auch andere merk- 
würdige Zeichen eingegraben. Auf diesem Felsen sieht man zu Zeiten 
und zwar alle 5 Jahre von 12 bis 1 Uhr mittags, ein Männlein mit 
langem roten Bart, in roter Kleidung sitzen. Das ist der Hohensteiner. 
Angesprochen hat ihn noch niemand; die ihn sahen, eilten entsetzt vor- 
über, denn er läßt ein zorniges Kreischen, wie von kämpfenden Katzen, 
ertönen. Der rote Hohensteiner harrt auf Erlösung, und die kann ihm 
nur von einem furchtlosen Mädchen werden, wenn ihn daseelbe recht 
mutig anspricht. 
Der rote Hohensteiner erscheint hier als eine teuflische Gestalt. Der Teufel 
hieß auch der Rote, und mit Hinweis darauf sagte man: „NRote Lütli, Tüfelshüttli“ 
und „Rotbart, Teufelsart!“ „Wenn du numme rot wurdist“ heißt: „Daß Dich 
der Teufel holte !?“!. Der einen roten Bart tragende Gewittergott Donar wurde 
zum Teufel. (Rochholz, deutscher Brauch und Glaube. II. S. 224.) 
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