offenen Buche gesessen, darüber er erschrocken und davon gelaufen.
Er habe aber seit dieser Zeit den Brunnen nicht wieder antreffen
können.
78. Der Laternenmann in Alberode.
(Mitgeteilt von J. G. Müller, Kirchner und Lehrer in Lößnitz.)
An unbestimmten Tagen, besonders wenn der Mond nicht scheint,
entsteigt dem Keller des alten Rittergutes Alberode nachts 12 Uhr
ein Mönch mit einer großen, hellleuchtenden Laterne, vom Volke der
Laternenmann genannt. Derselbe geht unbeirrt langsamen Schrittes
auf dem Marktsteige nach dem Klosterholze und verschwindet in einem
Keller des Rittergutes Klösterlein. Er thut niemandem ein Leid.
In Sagen anderer Gegenden nähert sich der Laternenmann dem feurigen
Manne ohne Kopf; ohne Kopf geht z. B. der Mann mit der Laterne bei Hackpfiffel
in der Grafschaft Mannsfeld umher. (Größler a. a. O. No. 195.) Wir finden
überhaupt, daß in den Sagen von Laternen tragenden und feurigen Männern, sowie
von Irrlichtern mancherlei Berührungspunkte vorhanden sind. In Kärnten z. B.
heißt das Irrlicht „Lichtmandl“ d. h. Lichtmännchen; es wird also hier ganz als
persönliches Wesen gedacht und entspricht unserm feurigen Manne. Das „Lichtmandl“
hat flammende Hände, mit denen es einen Mann züchtigte, als es derselbe anrief,
ihm Feuer in seine Pfeife zu geben. (Osterr. Touristenzeitung 1884, No. 21.)
79. Der spukhafte Mönchskopf zu Chemnitz.
(Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, No. 469.)
In der Stadt Chemnitz bei dem sogenannten Kloster in der Vor-
werksstube war früher ein Mönchskopf zu sehen, auf dem, so oft man
die Stube reparierte, allemal ein Groschen Geld liegend gefunden ward.
Dieser Kopf war aber sehr empfindlich, wenn jemand mit ihm Kurz-
weil treiben wollte. So ist einmal ein Steinmetzgeselle nach Chem-
nitz gekommen, und weil er vieles von diesem Kopf gehört, hat er ihn
sehen wollen. Als er nun dessen altes, zorniges Gesicht genau be-
trachtet, hat er es nachzumachen und überall auszuspotten sich eitel
Mühe gegeben. So ist es geschehen, daß er mit einer Gesellschaft von
Kameraden einmal nach Hause ging, da kam ihm ein Bedürfnis an
und als unterdessen seine Reisegefährten weiter gingen, ist er, wie er
später aussagte, von einem Mönch in einen mit Eis bedeckten Teich —
es war gerade Winterszeit — geworfen worden, und hat ihn derselbe
dermaßen geängstigt, daß, als seine Kameraden, die wieder umkehrten,
ihn suchten, sie ihn winselnd und fast vor Schrecken stumm antrafen,
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