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wandelt, und noch ein anderes Mal ein Lärmen und Poltern wahrge-
nommen worden sein.
93. Das Gespenst im Tannicht bei Meerane.
(Leopold, Chron. und Beschr. d. St. Meerane, S. 101.)
Von dem Tannicht, einem feuchten Thale bei Meerane, sagte
man früher, daß es daselbst einem aupfhocke, d. h., daß ein Geist sich
da manchem schon mit bleierner Schwere auf die Schultern gesetzt habe.
Dr. Leopold, der Verfasser der Chronik von Meerane, führt den Ursprung
dieser Sage auf den Umstand zurück, daß Leute, die stark schwitzend von der Höhe
des Crimmitschauer Weges in den Tannicht hinabstiegen, sich verkühlten und von
Blutandrang nach Kopf und Brust befallen wurden.
94. Ein Gespenst dringt einem Fuhrmanne Geld auf.
(Engelschall, Beschreibung der Exulanten= und Bergstadt Johanngeor-
genstadt. Leipzig, 1723, S. 135.)
Im Jahre 1719 fährt Abraham Friedrich einem Schmiede in
Johanngeorgenstadt Kohlen ein. Da er nun Nachmittag um 1 Uhr
wieder an die Meilerstätte kommt und den Schmiedegesellen, welcher
ihm beim Aufladen helfen soll, nicht findet, im Gebüsch sich aber et-
was bewegen sieht, so meint er, es sei der Gehülfe und ruft ihm da-
her zu, er solle sich herpacken und mit aufladen. Hierauf erschallt eine
Stimme: „Jetzt gleich.“ Es kommt auch wirklich jemand und hilft
ihm etliche Kübel Kohlen auf den Karren laden, also daß Friedrich
nicht anders meint, er habe seinen Gesellen. Nachdem sich aber der
Kohlenstaub ein wenig legt, sieht er an dessen Unterleib eine seltsame
Gestalt, er stößt ihn daher von sich und spricht, er solle sich packen,
seine Hülfe begehre er nicht. Indem nun Friedrich weiter aufladet,
kehrt der andere das Löschfäßlein um und belegt es mit lauter neuem
kurfürstlichen Gelde. Dabei begehrt er, weil Friedrich ein armer Mann
sei, solle er's nehmen, und so oft er etwas brauche, möge er wieder
an diese Stätte kommen, da er ihm ein mehreres geben wolle. Da-
rüber wurde Friedrich unwillig und stieß das Faß mit dem Gelde um,
so daß letzteres über den ganzen Platz verstreut wurde. Der andere
aber raffte es im Hui wieder in seinen Beutel und hielt es von neuem
vor. Friedrich jedoch kehrte sich nicht daran und fuhr fort. Er mußte
aber seinen Gefährten noch ein gut Stück Weges bei sich haben. Der-
selbe hielt ihm immer den Beutel vor, schüttelte mit dem Gelde und
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