im Thal des Tsannaga. Die Flucht des Gegners
war allgemein. Leider war, weil wir über keine
berittenen Mannschaften verfügten, vormittags die
Fühlung mit den abgezogenen Kämpfern etwas ver-
loren gegangen, gegen Abend aber trafen die ver-
folgenden Oberleutnants v. Bülow und Radtke bei
Mogassam und Kösheva in den Bergen auf den
letzten geschlossen gebliebenen Theil des Gegners und
sprengten ihn gänzlich auseinander.
Am 21. kamen sie mit einigen hundert Gefan-
genen nach Ndurr Sango, wo ich gelagert hatte.
Die Marruaner haben starke Verluste gehabt,
unsere Verluste betrugen im Ganzen einen Todten,
einen Schwer= und zwei Leichtverwundete. Der
Grund für die geringe Verwundetenziffer liegt
darin, daß die Marruaner fast gar nicht schossen,
nur mit dem Speer angriffen. Die Gefahr für den
mit europäischen Wassen Ausgerüsteten liegt in der
Möglichkeit, daß einzelne Leute — wie es bei dem
Fanatismus sehr leicht geschehen kann — die Feuer-
linie durchbrechen und ins Handgemenge gerathen,
dann dürfte allerdings die Uebermacht zu vernich-
tendster Geltung kommen. Mit einem entscheidenden
Gefecht ist in den despotisch regierten Fullahstaaten
meist das Schicksal von Land und Herrschaft besiegelt.
So kam auch am 23. bereits der Jerima Abdussha-
man Tschudi, der Bruder des regierenden Lamido
Omadu, um sich für die Friedensverhandlungen zur
Verfügung zu stellen. In den nächsten Wochen
kamen aus sämmtlichen Ortschaften des Marruareiches
die Jauros (Aelteste), schlossen Frieden und erkannten
— da Omadu sich nicht stellte — Abdusshaman
Tschudi als Lamido an. Die Jahreszahlung (morgul)
Marruas besteht meist in guten Pferden, die zur
sofortigen Beschoffung einer hier so nothwendigen
berittenen Truppe verwendet werden sollen.
Außer Marrua haben sich die Sultanate Gasaua,
Gobbas, Mendif und Binder unterworfen, so daß
nunmehr die gesammten Fullahstaaten die deutsche
Herrschaft anerkannt haben.
Mit Mandara und Dikoa bin ich in Verbindung
getreten.
Emir Siberu, der in Marrua wieder die Seele
des Kampfes gewesen ist, hat sich in die Wälder
an der Mandaragrenze geflüchtet; sein Einfluß dürfte
jetzt, nachdem sämmtliche Fullahs die Unwahrheit
seiner Versprechungen so schwer empfunden haben,
dauernd gebrochen sein. Am 3. Februar marschirte
ich aus Marrua ab und traf am 11. in Garua ein,
wo Dr. Krawietz mit dem Bau der Station begonnen
hatte. Sämmtliche angeforderten Arbeiter sind voll-
zählig gestellt worden.
Am 14. ist das Detachement der 4. Kompagnie
abgerückt, und es befinden sich nun drei Europäer
und 56 Soldaten in Garua.
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Deutsch-Südwestafrika.
Bohrungen auf Farm „Erancois“.
Ueber das Ergebniß von Wasserbohrungen auf
Farm „Frangois“ berichtet Kulturingenieur Water-
meyer aus Windhoek unter dem 27. Mai d. JwS.:
Nach der Unterbrechung der Arbeit infolge Ab-
reise des dortigen Bohrmeisters wurde die Arbeit
Mitte März wieder in Angriff genommen. Das erste
Loch war 50 Fuß tief gebohrt, und da es nur sehr
wenig Wasser lieferte, wollte ich tiefer bohren lassen.
Durch Nachbohren von oben an mit einer neuen
Krone ist, wie es scheint, die Oeffnung, wo das
Wasser erbohrt wurde, vergrößert worden, denn ohne
daß tiefer als 50 Fuß gebohrt wurde, ist nun reichlich
Wasser gekommen in solcher Menge, daß fortwährend
gepumpt werden kann ohne Abschwächen der ge-
lieferten Menge Wossers. Hierauf wurde zum zweiten
Bohrloch übergegangen. Hier befand sich oben an-
geschwemmte Erde bis zur Tiefe von 14 Fuß und
darunter als Gestein Glimmerschiefer, mit Quarzadern
durchsetzt. Auf 32 Fuß wurde Wasser gefunden,
Ergebniß: 54 Liter in der Stunde. Auf 47½ Fuß
betrug die Wassermenge 64 Liter in der Stunde.
Auf 51 Fuß wurde ein sehr harter Stein angetroffen,
der nicht zu durchbohren war; in zwei Tagen wurden
nur vier Zoll gebohrt, das Bohren daher eingestellt.
Bei dieser Tiefe beträgt die Wasserergiebigkeit
108 Liter in der Stunde. Die Bohrung dieses
Lochs dauerte vom 22. März bis zum 21. April.
Die Maschine arbeitet jetzt auf der Farm „Frauen-
stein“.
Sur Statistik der weißen Bevölkerung des
südwestafrikanischen Schutzgebietes.
Die nach dem Stand vom 1. Januar 1902 auf-
genommene Statistik zeigt eine sehr erhebliche Zu-
nahme der in dem südwestafrikanischen Schutzgebiet
ansässigen Weißen. Die Kopfzahl ist gestiegen von
3643 am 1. Januar 1901 auf 4674 am 1. Januar
1902; die Zunahme betrug mithin 1031 Personen
oder 28,3 pCt. der zu Beginn des Jahres 1901
vorhandenen Bevölkerung, und sie war erheblich
größer als in irgend einem früheren Jahre.
Die beträchtliche Zunahme ist in erster Reihe ver-
ursacht durch die Einwanderung von Burenfamilien.
Die im Schutzgebiet ansässigen Kapländer und
Buren und die Personen ohne Staatsangehörigkeit,
die der aus Südafrika stammenden Bevölkerung fast
ausnahmslos zuzuzählen sind, ergeben zusammen
eine Zunahme um 625 Köpfe. Ungefähr ebenso
groß ist die Bevölkerungszunahme in dem Bezirk
Keetmanshoop (664 Köpfe), der in erster Reihe zur