Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

im Thal des Tsannaga. Die Flucht des Gegners 
war allgemein. Leider war, weil wir über keine 
berittenen Mannschaften verfügten, vormittags die 
Fühlung mit den abgezogenen Kämpfern etwas ver- 
loren gegangen, gegen Abend aber trafen die ver- 
folgenden Oberleutnants v. Bülow und Radtke bei 
Mogassam und Kösheva in den Bergen auf den 
letzten geschlossen gebliebenen Theil des Gegners und 
sprengten ihn gänzlich auseinander. 
Am 21. kamen sie mit einigen hundert Gefan- 
genen nach Ndurr Sango, wo ich gelagert hatte. 
Die Marruaner haben starke Verluste gehabt, 
unsere Verluste betrugen im Ganzen einen Todten, 
einen Schwer= und zwei Leichtverwundete. Der 
Grund für die geringe Verwundetenziffer liegt 
darin, daß die Marruaner fast gar nicht schossen, 
nur mit dem Speer angriffen. Die Gefahr für den 
mit europäischen Wassen Ausgerüsteten liegt in der 
Möglichkeit, daß einzelne Leute — wie es bei dem 
Fanatismus sehr leicht geschehen kann — die Feuer- 
linie durchbrechen und ins Handgemenge gerathen, 
dann dürfte allerdings die Uebermacht zu vernich- 
tendster Geltung kommen. Mit einem entscheidenden 
Gefecht ist in den despotisch regierten Fullahstaaten 
meist das Schicksal von Land und Herrschaft besiegelt. 
So kam auch am 23. bereits der Jerima Abdussha- 
man Tschudi, der Bruder des regierenden Lamido 
Omadu, um sich für die Friedensverhandlungen zur 
Verfügung zu stellen. In den nächsten Wochen 
kamen aus sämmtlichen Ortschaften des Marruareiches 
die Jauros (Aelteste), schlossen Frieden und erkannten 
— da Omadu sich nicht stellte — Abdusshaman 
Tschudi als Lamido an. Die Jahreszahlung (morgul) 
Marruas besteht meist in guten Pferden, die zur 
sofortigen Beschoffung einer hier so nothwendigen 
berittenen Truppe verwendet werden sollen. 
Außer Marrua haben sich die Sultanate Gasaua, 
Gobbas, Mendif und Binder unterworfen, so daß 
nunmehr die gesammten Fullahstaaten die deutsche 
Herrschaft anerkannt haben. 
Mit Mandara und Dikoa bin ich in Verbindung 
getreten. 
Emir Siberu, der in Marrua wieder die Seele 
des Kampfes gewesen ist, hat sich in die Wälder 
an der Mandaragrenze geflüchtet; sein Einfluß dürfte 
jetzt, nachdem sämmtliche Fullahs die Unwahrheit 
seiner Versprechungen so schwer empfunden haben, 
dauernd gebrochen sein. Am 3. Februar marschirte 
ich aus Marrua ab und traf am 11. in Garua ein, 
wo Dr. Krawietz mit dem Bau der Station begonnen 
hatte. Sämmtliche angeforderten Arbeiter sind voll- 
zählig gestellt worden. 
Am 14. ist das Detachement der 4. Kompagnie 
abgerückt, und es befinden sich nun drei Europäer 
und 56 Soldaten in Garua. 
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Deutsch-Südwestafrika. 
Bohrungen auf Farm „Erancois“. 
Ueber das Ergebniß von Wasserbohrungen auf 
Farm „Frangois“ berichtet Kulturingenieur Water- 
meyer aus Windhoek unter dem 27. Mai d. JwS.: 
Nach der Unterbrechung der Arbeit infolge Ab- 
reise des dortigen Bohrmeisters wurde die Arbeit 
Mitte März wieder in Angriff genommen. Das erste 
Loch war 50 Fuß tief gebohrt, und da es nur sehr 
wenig Wasser lieferte, wollte ich tiefer bohren lassen. 
Durch Nachbohren von oben an mit einer neuen 
Krone ist, wie es scheint, die Oeffnung, wo das 
Wasser erbohrt wurde, vergrößert worden, denn ohne 
daß tiefer als 50 Fuß gebohrt wurde, ist nun reichlich 
Wasser gekommen in solcher Menge, daß fortwährend 
gepumpt werden kann ohne Abschwächen der ge- 
lieferten Menge Wossers. Hierauf wurde zum zweiten 
Bohrloch übergegangen. Hier befand sich oben an- 
geschwemmte Erde bis zur Tiefe von 14 Fuß und 
darunter als Gestein Glimmerschiefer, mit Quarzadern 
durchsetzt. Auf 32 Fuß wurde Wasser gefunden, 
Ergebniß: 54 Liter in der Stunde. Auf 47½ Fuß 
betrug die Wassermenge 64 Liter in der Stunde. 
Auf 51 Fuß wurde ein sehr harter Stein angetroffen, 
der nicht zu durchbohren war; in zwei Tagen wurden 
nur vier Zoll gebohrt, das Bohren daher eingestellt. 
Bei dieser Tiefe beträgt die Wasserergiebigkeit 
108 Liter in der Stunde. Die Bohrung dieses 
Lochs dauerte vom 22. März bis zum 21. April. 
Die Maschine arbeitet jetzt auf der Farm „Frauen- 
stein“. 
Sur Statistik der weißen Bevölkerung des 
südwestafrikanischen Schutzgebietes. 
Die nach dem Stand vom 1. Januar 1902 auf- 
genommene Statistik zeigt eine sehr erhebliche Zu- 
nahme der in dem südwestafrikanischen Schutzgebiet 
ansässigen Weißen. Die Kopfzahl ist gestiegen von 
3643 am 1. Januar 1901 auf 4674 am 1. Januar 
1902; die Zunahme betrug mithin 1031 Personen 
oder 28,3 pCt. der zu Beginn des Jahres 1901 
vorhandenen Bevölkerung, und sie war erheblich 
größer als in irgend einem früheren Jahre. 
Die beträchtliche Zunahme ist in erster Reihe ver- 
ursacht durch die Einwanderung von Burenfamilien. 
Die im Schutzgebiet ansässigen Kapländer und 
Buren und die Personen ohne Staatsangehörigkeit, 
die der aus Südafrika stammenden Bevölkerung fast 
ausnahmslos zuzuzählen sind, ergeben zusammen 
eine Zunahme um 625 Köpfe. Ungefähr ebenso 
groß ist die Bevölkerungszunahme in dem Bezirk 
Keetmanshoop (664 Köpfe), der in erster Reihe zur
	        
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