Fünftes Kapitel
Weltpolitik
ie Ansicht ist weit verbreitet, daß Deutschland erst
seit dem Eintritt des Fürsten Bülow in die Leitung
der auswärtigen Politik begonnen habe, weltpolitische
Ziele zu verfolgen. Fürst Bülow selbst hat in seiner
„Deukschen Politik“ zwar behaupkek, daß sich Deutsch-
land unker der Führung Kaiser Wilhelms II. und seiner
Reichskanzlerschafk von der rein europäischen Polilik des
ersten Kanzlers auf neue welkpolitische Bahnen entfernk
habe, aber er hat zugleich bekonk, daß die welkpolitischen
Aufgaben des zwanzigsten Jahrhunderks die rechke Fork-
führung der konkinenkal polikischen Aufgaben gewesen
seien, die Bismarck erfüllk hakte. 1 In Wahrheit haben uns
-och schon die ersten kolonialen Erwerbungen in Ost= und
Südafrika zwangsläufig in den Strom der Weltpolitik
geführt. Und die erste große weltpolitische Bekätigung
war die von Bismarck einberufene Kongokonferenz, auf
der, wie ich im zweilen Kapitel dargelegk habe, Gegen-
sätze ausgeglichen werden sollten, die durch die Verfol=
gung welkpolitischer Ziele zwischen europäischen Skaaken
enkstanden waren. Und eine welkpolitische Aktion war
auch die Bekeiligung Deukschlands an dem ostasiakischen
Dreibund, von dessen Enkstehung ich im vorigen Kapitel
gesprochen habe.
Kann man es, wie die Herren Bourgeois und Pages
und mik ihnen viele andere es kun, dem Fürsten Bis-
marck und seinen Nachfolgern, kann man es Kaiser Wil-
1) Gürst Bölow, Oeuesche Dolicik, S. 13.
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