der Bischöfe enkstandenen Verschärfung der deutsch-fran-
zösischen Beziehungen an einen Präventiokrieg glaubte,
ha# Fürst Bismarck in einem an den Prinzen Reuß, den
deuklschen Bolschafter in Pekersburg, gerichkeken Erlaß
seiner Friedensliebe mit folgenden Worken Ausdruck ge-
geben: „Für uns ist die Rachestimmung in Frankreich
nichk erwünscht; wir haben den Ernst und die Leiden
jedes Krieges, auch eines siegreichen, würdigen gelernk
und sind enkschlossen, denselben zu vermeiden,
solange sich uns nichk die Uberzeugung aufdrängk, daß er
unwermeidlich ist.“ Und der Erlaß schließk mit den Wor-
ken: „Es ist unser lebhaftester Wunsch, mit Frankreich
in Frieden zu leben, und wir werden kein Mitlkel unwer-
sucht lassen, um die französische Regierung für die gleiche
Anschauung zu gewinnen.“1
Wenn Poincaré und Viviani übereinstimmend be-
haupten, daß nur die Vorstellungen Englands und Ruß-
lands damals Deutschland verhinderk haben, über Frank-
reich herzufallen, und wenn die Herren Bourgeois und
Pages die Richtigkeit dieser Annahme zum mindesten für
sehr wahrscheinlich halken, so widersprichk das diesen ur-
kundlichen Außerungen Bismarcks, aber es beweist auch
1) Akten Bd. I, S. 335, Nr. 147. Gerade dieser Erlaß, der in seinem
Wortlaut erst durch die Abktensammlung des Auswärtigen Amtes bekannt
geworden ist, und der vertraulich mit der ausdrücklichen Weisung, dar-
aus keinen Anlaß zu Außerungen ihrerseits zu entnehmen, an die Boé-
schafter in London, Wien, Paris und Rom geschickt wurde, hat die Be-
haupcung veranlaßt, daß im Januar 1874 ein Präventiokrieg beab-
sichtige gewesen sei. Wie aus Schuleheß' Europäischem Geschichtskalender
von 1874 zu ersehen ist, wurde damals diese Zirkulardepesche enoestelle
veröffeneliche, so daß man das Gegenceil von dem, was sie beabsichtigte,
aus ihr herausgelesen hat.
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