Full text: Ich suche die Wahrheit!

Lebenserinnerungen bedauerk, wird durch die Akkensamm- 
lung des Auswärtigen Amkes als solche erwiesen. 
Ich will aber aus diesen Akken noch ein Zeugnis für 
den friedlichen Charakker der deukschen Polikik anführen, 
  
1) Dlese Legende ist bekanne#lich so schwer zerstörbar gewesen, weil der 
russische Kanzler Fürst Goreschakow die Nachriche verbreitet hakte, daß 
die außerordentliche Mission des Herrn v. Radowitz, den Bismarck im 
Februar 1875 aus ganz anderen Gründen nach Petersburg schickte, den 
Zweck gehabe häcte, Deueschland für den Fall eines deutschen Angriffs 
auf Frankreich der Neutralität Rußlands zu versichern, aber mic einem 
vollkommenen Fiasko geendet habe. In dieser Ansicht wurde man in 
Frankreich bestärke durch die unrichtige Wiedergabe eines Gesprächs, 
das der französische Bocschafter Goncaut-Biron im Mal 18y5 bei einem 
gelegentlichen Zusammentreffen mit Radowitz gehabt hat. Im Jahre 
1880 erschien die erste urkundliche Miccellung der Pecersburger Erfin- 
dungen in Ernest Daudets#SCuvenirs de la Présidence du Maréchal 
Mac Mahon--. Im Jahre 188) lebee die Legende wieder auf durch die 
aufsehenerregenden Veröffenclichungen des Generals Le Glö im „Ei- 
garo“, der im Jahre 1875 französischer Botschafter in Pekersburg ge- 
wesen war und der Mission des Herrn v. Radowitz auf Grund derselben 
Quellen dieselben Beweggründe andichtete wie Gortschakow. Leider 
haben zur Aufrechterhaltung der Legende auch zwei deuesche Schrift- 
steller beigetragen, nämlich Professor Geffken und Hans Blum, sener 
in seinem zuerst in der „Deutschen Revue“ veröffentlichten Aufsatz: 
„Die rufsisch-französische Alliance und der Dreibund in geschichtlicher 
Beleuchtung“ und dleser in seinen im November 1892 erschienenen 
„Gesprächen mit Biemarck“. 
In den Akken Bd. I., S. 275, Nr. 177 ist das Gespräch zwischen 
Radowitz und Gontauk nach einer Aufzeichnung von Radowitz ver- 
öffenelicht. Es bewelst, daß der Franzose Radowitz mißverstanden hat. 
In den während der Drucklegung dieses Buches erschienenen Auf- 
zeichnungen und Erinnerungen aus dem Leben des Boischafters Joseph 
Maria v. Radowitz (S. 286—333) wird die Enestehung der Legende, 
die Absicht, die damit verfolge wurde, und ihre vollkommene Unwahr-= 
heic bis in alle Einzelheiten dargelegt, so daß sie nun wohl als für alle 
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