86. Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte und Naturlehre. 111
Lehrer fortwährend genötigt wird, auf das große Ganze zu sehen, be-
wahrt er sich den rechten Standpunkt der Beurteilung.“
Es ist wahrzunehmen gewesen, daß den Schülern der Oberklasse
nicht selten die nötige Ubersicht über den Gesamtverlauf der sächsischen
Geschichte schließlich fehlte. Daher wird neuerdings die Forderung be-
sonders betont, diejenigen Stoffe der vaterländischen Geschichte, welche
auf niederen Stufen zur Behandlung gekommen sind, auf den höheren
immer in geeigneter Weise zu wiederholen, zu befestigen und mit dem
neu Darzubietenden in geschlossenen Zusammenhang zu bringen.
Bei diesen Wiederholungen wird ohne Schwierigkeit mit zu erreichen
sein, daß die Kinder auf Befragen über die jetzt lebenden Mitglieder
unseres Königshauses genügende Auskunft geben können.
Die vor mehreren Jahren erschienene „Historische Schulwandkarte
der Wettinischen Länder von Kaemmel und Leipoldt (A. Huhle,
Dresden)“ ist zunächst für höhere Lehranstalten bestimmt, wird aber
dem Vernehmen nach auch in Volksschulen benutzt.
142) Vergl. hierzu: Lehrplan § 2 Pkt. 1 a Abs. 3 und Pkt. 2c; auch
Anmerkung 18.
143) Hiernach ist die Geschichte des Auslandes vom Unter-
richte nicht ausgeschlossen; inwieweit sie den im Lehrplane bezeichneten
Rücksichten gemäß herbeizuziehen ist, bestimmt sich im wesentlichen nach
dem Maße der für den Geschichtsunterricht überhaupt vorhandenen Zeit.
Aber auch in denjenigen Schulen, wo ihm eine verhältnismäßig
große Zahl von Lektionen gewidmet werden kann, sollte bei der Ge-
schichte des Auslandes, insbesondere des orientalischen und griechisch-
römischen Altertums, nicht länger verweilt werden, als es unbedingt
notwendig ist, damit für eine von patriotischem Geiste getragene Be-
handlung unserer Volksgeschichte hinreichender Spielraum bleibt.
Grüllich (Lehrplan 2c.): „Einige Bilder des Altertums ge-
hören auch in die einfache Volksschule; nur bei Zeitmangel müßte
man sich mit einem Uberblicke, der die Basis für das Mittelalter zu
gewinnen hätte, begnügen. Das, was die Erscheinung des Christen-
tums vorbereitet hat, Züge der Vaterlandsliebe und Aufopferung, Züge,
in denen sich die Weisheit, der Schönheitssinn der alten Völker zeigt,
aber auch die Schattenseiten, vor allem das, was die alte Welt in
Trümmer sinken ließ, wäre in einer dem kindlichen Standpunkte ent-
sprechenden Weise darzulegen.
Dr. Lange, Uber Apperzeption (Leipzig): „Fremde Kulturvölker
erfahren nur insoweit Berücksichtigung, als sie auf die Entwicklung
unseres Kulturlebens oder der Heilsgeschichte einen wesentlichen, dem
kindlichen Verständnis nachweisbaren Einfluß ausgeübt haben.“
Schreyer, Entwurf 2c.: „Auch bei Behandlung des europeischen
und außereuropäischen Geschichtskreises Anmerkung 145) hat die Geschichts-
betrachtung fortgesetzt Beziehungen zur dentschen und sächsischen Volks-
geschichte aufzusuchen, damit die Liebe zu Volk und Fürstenhaus fort-
gesetzt gepflegt wird und die Bildung der Schüler zu deutschen Charakteren
eine tüchtige Unterlage, das Verständnis fernliegender Ereignisse aber
eine anschauliche Färbung erhält.“