Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

140 § 7. Gesang. 
über dem Chorsingen t(aller Schüler oder einzelner Abteilungen) 
ist die Pflege des Einzelgesanges (bei Vorübungen, Chorälen und 
Liedern) nicht zu verabsäumen; bei letzterem hat sich der Lehrer nament- 
lich auch derjenigen Schüler, welche bezüglich des Gehörs und der 
Stimme schwach begabt sind, mit Geduld und Ausdauer anzunehmen. 
Obgleich § 7 Abs. 1 besonders darauf hinweist, daß die Schüler auch 
im Einzelgesange geübt werden sollen, so wird ihm doch nicht allent- 
halben die seiner methodischen und pädagogischen Bedeutung entsprechende 
Aufmerksamkeit gewidmet. Um so nachdrücklicher ist jene Bestimmung 
aufs neue in Erinnerung zu bringen. Es mag ja in manchen Schulen 
schwierig sein, ihr beharrlich nachzugehen; aber diese Schwierigkeiten 
lassen sich erfahrungsgemäß leichter als andere überwinden, und die 
hierbei ausgewendete Mühe wird durch den Erfolg reichlich vergolten. 
Von recht günstigem Einfluß auf die Leistungen im Gesange ist es 
in der Regel, wenn bei größeren Schulen neben den Klassensingstunden 
eine besondere Chorgesangstunde besteht, an der sich ausschließlich 
die besten Sänger der Oberklassen zu beteiligen haben. „Diese ge- 
übteren Sänger bilden dann auch den festen Stamm, an den sich die 
übrigen Kinder in den Singstunden ihrer Klassen anlehnen.“ 
Vergl. hierzu: Baunack, Lehrplan 2c.; Schreyer, Entwurf 2c.; 
Grüllich, Lehrplan rc.; Lehrplan für die Bezirke Dippoldiswalde 
und Chemnitz II. 
186) G. B.: „Die Unterstützung und Leitung des Gesanges erfolgt 
in der Regel durch die Violinc.“ Von manchen Seiten wird jetzt 
das Tischharmonium oder Choralion empfohlen. Vergl. hierzu: 
Grüllich, Unsere Seminararbeit (Meißen) S. 365 f. 
„Die Benutzung der Violine hat in den Oberklassen mehr und 
mehr zurückzutreten, damit sich die Kinder u. a. auch daran gewöhnen, 
Choräle und Lieder selbständig anzufangen.“ 
G B.: „Der Verzicht auf ein Hilzeinstrument ist nur denjenigen 
Lehrern zu empfehlen, die außer über musikalische Sicherheit auch über 
eine gute Stimmbildungstechnik verfügen, weil sonst die Gefahr einer 
bedenklichen Uberanstrengung des Stimmorgans besteht.“ 
187) Ein Liederheft empfiehlt sich als Lehrmittel für den Gesang- 
unterricht nach den G. B. dringend; es sollte aber nur solche Gesänge, 
die nach Text und Melodie mustergültig sind, enthalten. Als Bei- 
gabe ist eine Reihe systematisch geordneter Vorübungen sehr angebracht. 
Zu denjenigen Liederheften, die in neuerer Zeit wesentlich ver- 
bessert worden sind, gehört u. a.: „Kleine Gesangschule. Sammlung 
von Tonübungen, Liedern und Chorälen für kleinere Stadt= und Land- 
schulen. In zwei Heften methodisch geordnet von E. Göthe. Dresden, 
A. Huhle.“ Desselben Verfassers „Neue Gesangschule (3 Hefte)“ eignet 
sich besonders für gegliederte Schulen. Sie erscheint jetzt in einer vom 
Dresdner Lehrerverein herausgegebenen Neubearbeitung unter dem 
Titel: „Göthe, Gesangschule. Liederbuch für Volksschulen.“ — S. hierzu 
das im Anhange abgedruckte Schulbücher verzeichnis. 
G. B: „Die Liedertexte sind vorerst gut zu lesen, kurz zu er- 
klären und nach und nach sicher zu lernen.“ „Insoweit die Liedertexte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.